Spannung zwischen Entsetzen und Trost

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edda Avatar

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Als Ausgangspunkt der Leichenfund eines kleinen Jungen in den Wäldern Smalands. Ein neuer Fall für Mette Olsäter und ihr Ermittlerteam mit Olivia Rönning. Wieder begegnen wir auch Tom Stilton, der, ebenso wie Abbas, hinzugezogen wird und in Rumänien entscheidende Hinweise findet. Parallel dazu die Flut der Flüchtlinge auf dem Stockholmer Hauptbahnhof und bei näherer Betrachtung das Mädchen Folami aus Nigeria, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte als wahre Heldin entpuppt, immer auf der Suche nach ihrem Bruder.
Außerordentlich spannend, wie sich die Fäden verknüpfen, wie sich Mette Olsäter und ihr Team langsam an die unglaubliche Lösung des Falles herantasten. Stein für Stein wird umgedreht – und alle machen mit, leisten ihren Beitrag. Sogar Muriel, die ehemals Drogenabhängige, die Folami aufnimmt und durch sie wieder erwachende innere Freude empfängt. Ihr zu Ehren, posthum, der Titel „Schlaflied“, der nicht nur die neue, zarte Lebensfreude in Muriel darstellt – als Gegenpol auch das lebensbedrohliche Einschläfern der entführten Kinder zu einem grausamen Zweck.
Das brutal Unbarmherzige, die menschlichen Abgründe, werden in den Krimis von Cilla und Rolf Börjlind nur erträglich, weil als Gegenpol die Liebe und Zuneigung der Protagonisten, ihr großartiger persönlicher Einsatz, dennoch überwiegt und als roter Faden begleitet.
Wie in den vorangegangenen Fällen gibt es auch hier innere Wandlungen der Hauptprotagonisten, die nachvollziehbar und wirklichkeitsnah sind.

Cilla und Rolf Börjlind erschaffen auch hier wieder eine facettenreiche Welt der Abgründe, der Ergriffenheit, der Sympathie in aller Farbigkeit und tiefe Zuneigung auch zu den Gestrauchelten und Hilfsbedürftigen, mögen sie doch alle gemeinsam an das Gute glauben. Ich denke, inspiriert durch die dunklen Wälder Smalands an Odins Raben Hugin (der Gedanke) und Munin (die Erinnerung), die jeden Tag über die Welt der Menschen fliegen, um abends zu berichten. Was mir dann auch besonders gut gelungen scheint, ist der Prolog, der vier Monate nach der Haupthandlung stattfindet und erst in den letzten Sätzen des Buches im Zusammenhang des ganzen Geschehens Bedeutung gewinnt.
Ein wunderbares Lesevergnügen mit der Freude auf den nächsten Band rund um das schwedische Ermittlerteam.