Sextourismus

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buecherfan.wit Avatar

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 Iris Bahr beschreibt in ihrem auf einer wahren Begebenheit beruhenden zweiten Roman die Zeit nach ihrer Asienreise. Sie geht von Tel Aviv zum Studium in die USA an eine Eliteuniversität in New England. Sie findet dort jedoch nicht, was sie sich vorgestellt hat und ist schlecht integriert. Die Begegnungen mit dem anderen Geschlecht sind nach wie vor problematisch. Auch eine Therapie kann ihr nicht helfen. Zwar werden Kindheitstraumata offengelegt, aber Iris bleibt neurotisch und depressiv und bricht die Therapie schließlich ab. Als Ausweg entscheidet sie sich für eine Südamerikareise mit ihrer alten Freundin Talia.

Iris bereist nacheinander Peru, Ecuador und Kolumbien. Sie erlebt bizarre und gefährliche Situationen und hofft immer noch auf die große Liebe. Sie wünscht sich eine Beziehung, fürchtet aber Nähe, Verpflichtung, Anspruch, und so bleibt es bei einer Reihe von mehr oder weniger missglückten Begegnungen. Sie verliebt sich in Tamir, der sich ihr schließlich auch zuwendet, aber sie fühlt sich noch immer nicht reif für eine echte Beziehung. Auch in der Freundschaft erlebt sie eine Enttäuschung, denn Talia ist nicht die Freundin, die sie braucht und die sie sich wünscht.

“Schlampen im Schlafsack” ist ein eigenartiges Buch, dessen Witz und Schamlosigkeit hoch gelobt werden. Ich weiß nicht recht. Ich behaupte von mir, dass ich nicht prüde bin, und ich bin keineswegs schockiert. Es gefällt mir nur einfach nicht. Ich finde es nicht einmal witzig. Was ist witzig an besudelten Laken und einem blutigen Slip unter dem Bett? Bahrs Sprache ist häufig derb und vulgär. Nichts bleibt ungesagt, am krassesten in der Beschreibung erotischer Anziehung (“Wow, das ist neu! Ich habe noch nie einen Krampf im Schließmuskel gehabt! Faszinierend. Schmerzhaft, aber cool. Vielleicht sollte ich meine Meinung zu Thema Analsex revidieren.”) oder sexueller Begegnungen (... Tamir zieht meine Schnulle auf sein Gesicht. Er ist ein begeisterter Cunnilinguist, doch ein bisschen zielgerichteter und spitzer könnte seine dicke Zunge schon sein. Bei ihm fühlt es sich an, als würde er mich mit einem Quast einkleistern, was ein paar Minuten lang Spaß macht, dann aber ist die ganze Gegend taub.”)

Der Sinn eines solchen Romans erschließt sich mir nicht. Er taugt weder als Reisebeschreibung - dafür sind die Reiseimpressionen zu oberflächlich und zu beliebig - noch als Entwicklungsroman - die einzige feststellbare Veränderung bei Iris sind ihre Erkenntnisse zum Thema Freundschaft und die Tatsache, dass sie sich zum ersten Mal verliebt hat. Möglicherweise will Iris Bahr tatsächlich ein ganz bestimmtes Lesepublikum ansprechen, und ich gehöre offensichtlich nicht dazu. Insofern kann der Titel durchaus als Warnung verstanden werden.