Darf man so trauern?

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liesmal Avatar

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Gibt es ein „Richtig“ oder ein „Falsch“, was die Art der Trauerbewältigung angeht? Bei „Schlangen im Garten“ lässt Stefanie vor Schulte die Nachbarn und das Traueramt Probleme in der Art erkennen, in der die Familie Mohn um ihre verstorbene Mutter Johanne trauert.
Mich fesselt der ungewöhnliche, eigenwillige Schreibstil der Autorin von Beginn an, auch wenn oder gerade weil es mit dem Lesen nur langsam vorangeht, weil sich das Innehalten immer wieder lohnt. Als stille Beobachterin der Szene, wie der Vater und die Kinder allabendlich zusammensitzen und jeweils einige Seiten aus den Tagebüchern der Mutter zerkleinern und verspeisen, finde ich das zunächst einmal etwas merkwürdig. Doch es fasziniert mich auch, wie sie damit und auch mit Erinnerungen und Geschichten Johanne festzuhalten versuchen.
Es sind die Charaktere, die ihnen zufällig begegnen, die sich als Helfer und Helferinnen erweisen, obwohl sie eher ungewöhnlich und selbst mit Problemen behaftet scheinen. Dennoch werden sie zu Zuhörenden, zu Begleitenden und dann ebenfalls zu Erzählenden. Das ist wirklich so eindrucksvoll, zauberhaft und herzerwärmend beschrieben, dass mich das Buch nicht loslassen will.
Ein großartiges Buch, das mich lehrt und wieder einmal darin bestätigt, dass die Trauerbewältigung ein ganz individueller Prozess ist, bei denen Begriffe wie „richtig“ oder „falsch“ überhaupt keine Bedeutung haben. Sehr empfehlenswert!