Die fabelhafte Trauer der Familie Mohn

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
medsidestories Avatar

Von

Inhalt:
Johanne ist tot. Adams Ehefrau, die Mutter von Steve, Micha und und Linne, lebt nicht mehr. Alle Mitglieder der Familie Mohn begegnen der Trauer, die so plötzlich über ihr Leben hereingebrochen ist, auf ganz unterschiedliche Weise. Gemeinsam haben sie dabei vor allem eines: Sie können nicht mit der Trauer umgehen. Doch sie bleiben nicht allein. Ganz unterschiedliche und sonderbare Helfer kreuzen plötzlich ihren Weg, und begleiten die Mohns durch diesen schweren ersten Sommer nach Johannes Tod.

Meine Meinung:
Ich habe "Junge mit schwarzem Hahn" von Stefanie vor Schulte sehr gemocht und deshalb auch dieses Buch lesen wollen. Der prägnante Stil der Autorin schlägt sich auch in "Schlangen im Garten" unverkennbar wieder. Ich finde es wahnsinnig mutig, solche Bücher zu schreiben, die sich ungewöhnlichen Themen auf noch viel ungewöhnlichere Weise annehmen. Dabei bedient sich die Autorin Stilmitteln, die man im Moment nicht häufig liest. "Schlangen im Garten" lebt noch mehr als der Vorgängerroman von surrealen Bildern und grotesken Begebenheiten. Der Inhalt schwankt zwischen der Realität und einer merkwürdigen Traumebene. Die Grenzen zwischen beidem verwischen irgendwann. Für mich funktioniert das. Insbesondere weil "Schlangen im Garten" sich dem Thema Trauer annimmt. Etwas so Unbegreifliches, wie der Tod eines geliebten Menschen, wird hier mit literarischen Unbegreiflichkeit aufgearbeitet. Das finde ich tatsächlich tröstlich und irgendwie zauberhaft.
Phasenweise hat mich das Buch an "Die fabelhafte Welt der Amelie" erinnert. Die Geschichte wirkt seltsam bunt, szenenhaft, manchmal wie ein alter Zeichentrickfilm von einem japanischen Zeichenstudio.
Ich gebe zu, dass ich selbst Bücher über Trauer normalerweise meide und hier vor allem interessiert gewesen bin, weil ich die Autorin schon kannte. Ich bin sehr froh darum, denn ich habe das Buch wirklich als Bereicherung empfunden. Es ist die Art Buch, die ich selbst wahrscheinlich lesen wollen würde, wenn ich gerade akut um einen nahen Angehörigen trauern würde.
"Schlangen im Garten" gibt nämlich gar nicht vor, irgendetwas verstehen zu wollen oder verstehen zu können. Es spiegelt Verlust lediglich auf verschiedenen Ebenen und in Form von absurden Ideen wider, zeigt dass man nicht allein ist und macht Hoffnung, dass es einen Weg nach vorne gibt.

Fazit:
Ich finde Stefanie vor Schultes Bücher muss man dafür belohnen, dass sie so kompromisslos andersartig sind. Sicher kann man argumentieren, dass die Geschichte zu vage bleibt. Ich verstehe diesen Kritikpunkt sehr gut. Ich finde jedoch, dass gerade in diesem Vagen der Charme liegt. "Schlangen im Garten" trifft für mich tatsächlich genau den richtigen Ton.