Ein Sommer der Trauer

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Schlangen im Garten von Stefanie vor Schulte.

Der zweite Roman von Stefanie vor Schulte ist am 24. August 2022 im Diogenes Verlag erschienen.

Ein Sommer der Trauer.

Das Lachen in der Güldenen Kammer Nr. 14 ist verstummt. In der dritten Etage wohnt Familie Mohn. Adam, der Vater, und seine drei Kinder Steve, Linne und der kleine Micha ist das Herz schwer. Mutter Johanne ist verstorben. Sie bleiben allein zurück. Der Verlust wiegt schwer.

Wie sollen sie nur den Tod der geliebten Mutter und Ehefrau verarbeiten? Einzig ihre Tagebücher sind der Familie noch geblieben. Aus Angst, seine Frau gänzlich zu verlieren, isst Adam jeden Abend die Seiten ihres Tagebuchs.

„Zum Abendbrot isst er jetzt immer eine Seite aus ihrem Tagebuch seiner verstorbenen Frau. Er isst sie roh, und er tut es aus Liebe.“

Der Schmerz brennt sich tief in ihre Herzen. Nicht mehr im Stande seiner Arbeit nachzugehen, kündigt Adam seinen Job.

„Mein Herz ist gebrochen“, sagt Adam.

Micha bricht sein Studium ab, um seinem Vater zu unterstützen. Linne und Micha, die Jüngsten, flüchten sich in ihre eigene Welt. Für das schmerzliche Vermissen Johannes findet keiner von ihnen Worte.

Kurz nach dem Tod der Mutter wird das Traueramt auf Familie Mohn aufmerksam. Der Vorwurf lautet: „verschleppte Trauerarbeit“. Der eigenbrötlerische Mitarbeiter Ginster beobachtet die Familie. Heimlich, aus seinem Versteck heraus, beäugt er die ungewöhnlich anmutende Trauerbewältigung der Familie. Was ist das bloß für eine merkwürdige Familie, denkt er misstrauisch.

Schafft es die Familie, wieder in ein glücklicheres Leben zurückzufinden?

Stefanie vor Schultes Debütroman „Junge mit schwarzem Hahn“ zählte im letzten Jahr zu meinen Lieblingsbüchern. Martin und sein Hahn haben mit ihrer liebenswürdigen Art schnell in mein Herz erobert. Daher freute ich mich sehr auf den zweiten Roman der Autorin.

Die beide Bücher vereint die besondere poetisch-märchenhafte Sprache und der eigenwillige Stil. Das ist wohl das Besondere, was die Bücher der Autorin ausmachen. Das Thema Trauer und Verlust wird hier in einer einzigartigen Weise bearbeitet, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Die zahlreichen Metaphern laden immer wieder zum Nachdenken ein.

Insgesamt konnte ich leider nur schwer Zugang zur Geschichte finden. Trotz des emotionalen Themas konnten mich die Protagonist*innen nicht ganz erreichen. Viele Handlungsstränge waren für meinen Geschmack zu skurril und zu surreal. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie schienen immer wieder zu verschwimmen.

Dies mag aber Geschmacksache sein.
Nichtsdestotrotz ist es einzigartiges und auch warmherziges Buch über eine Familie im Trauerprozess. Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Das stimmungsvolle Buchcover finde ich übrigens wunderschön - wie so oft beim Diogenes Verlag!!!


3 von 5 ⭐️⭐️⭐️