Eine (fast) kafkaeske Familiengeschichte

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frauxyz Avatar

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Stefanie vor Schulte knüpft mit „Schlangen im Garten“ qualitativ an Ihren ersten Achtungserfolg "Junge mit schwarzen Hahn" an.

Das Buch kommt im klassischen Diogenes Design daher. Das Cover ziert ein Ölgemälde von Paul Gaugin. Das passt gut zum Schreibstil von Stefanie vor Schulte.

Die Handlung kommt eigentlich simpel daher. Familie Mohn hat die Mutter verloren. Zurück bleiben die Kinder Linne, Micha und Steve und Vater Adam. Und natürlich macht dieser Verlust etwas mit der Familie. Genau das was mit Familie passiert, beschreibt die Autorin wirklich einzigartig. Flüssig zu lesen, aber sehr visuell, spinnen sich bei mir Bilder im Kopf, die etwas mit mir machen. Mal lassen sie mich mit trauern. Mal lassen sie mich schmunzeln. Mal lassen sie mich staunen. Mal machen sie mich ratlos

Das sind dann Passagen wie „Du tappst ungeschickt in deinem Zimmer herum, mit dem du nichts mehr anfangen kannst, das dir die einfachsten Handlungen erschwert. Du stolperst und fällst und rutschst aus und schaffst es doch noch an den Tisch oder in das Bett, aber das schwarz saugt sich weiter in dir empor als wärst du ein gottverdammter Schwamm…“. Das berührt mich und ich kann es mitfühlen; auch als jemand der selbst schon um nahe Personen getrauert hat.
Der Erzählstil lässt viel Interpretationsspielraum. Manchmal sind es fast kafkaeske Szenen, wenn die Familie z.B. die Notizbuchseiten der Mutter in kleinen Fetzen verspeist. Das mag sicher nicht jeder Leser*in. Wer aber Lust hat sich auf sowas einzulassen und sich tief in diese Bilder und Beschreibungen saugen zu lassen, der wird sich für „Schlangen im Garten“ sehr begeistern können.