Leise, laut und eigensinnig

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bea20 Avatar

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„ Schlangen im Garten“ ist ein besonderes Buch. Es vereint leise und laute Trauer, manchmal verstörenden Eigensinn, große Liebe und tiefe Verbundenheit einer Familie, die ihren Mittelpunkt, die Mutter und Ehefrau, verloren hat. Die Familie Mohn ist eine besondere Familie, die so gar nicht der Norm entspricht und mit ihren Werten und ihrem Verhalten scheinbar nicht in die „normale Gesellschaft“ passt. Vater Adam, der elfjährige Micha, die zwölfjährige Linne und der zwanzig Jahre alte Steve, der schon ausgezogen war und nun nach dem Tod der Mutter wieder ins Elternhaus zurückgekehrt ist und den Alltag organisiert, sind nicht erst seit dem Tod der Mutter einzigartige Persönlichkeiten und verhalten sich in ihrer Trauer so wahrhaftig und auffällig anders, dass es ihrer Umwelt unangenehm ist. „Denn die Leute kaufen sich Autos, Erlebnisse und Hobbys und kaufen sich ganz genauso Entscheidungen. Weil es sich gut lebt, wenn man nachtut, was andere einem vormachen. Es also erwiesenermaßen kaufbar, machbar, denkbar, inhalierbar und demnach richtig ist. Und Micha, ein trauerndes Kind bei einem alten Menschen, passt da nicht rein. Die Mohns passen da nicht rein.“ (Zitat, Seite 19).

Die Autorin Stefanie vor Schulte hat ein sehr gutes Gespür für die Poesie der deutschen Sprache, für wunderbar bildhafte Beschreibungen, skurrile und warmherzige Figuren und kluge Formulierungen. „Schlangen im Garten“ mit dem für den Diogenes Verlag so typischen wunderschönen und einzigartigen Cover ist kein trauriges Buch, sondern ein sehr helles, lebensbejahendes Buch. Es sagt viel über Menschlichkeit, Authentizität, wahre Werte und Vertrauen und schenkt dem Lesenden heitere, traurige und zuversichtlich machende Lesemomente. Unbedingte Leseempfehlung!