Liebe, Tod und Trauer

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annabelle Avatar

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Johanne Mohn ist tot. Über die genauen Umstände bleibt der Leser im Unklaren, dies ist jedoch auch nicht wichtig. Im Mittelpunkt steht ihre Familie, die mit diesem Verlust nicht zurecht kommt. Vater Adam. Die Kinder Linne, Micha und der älteste Sohn Steve. Ihnen wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie funktionieren nicht mehr als Familie, jeder sucht seinen eigenen Weg der Trauer. Und sie finden unkonventionelle Riten gegen das Vergessen. Die Tagebücher der Mutter – lesen werden sie diese nicht, sondern aufessen, um Johanne und ihre Geschichte zu bewahren. Mohns werden kritisch von den Nachbarn beäugt, zu seltsam kommen sie ihnen vor. Selbst das Traueramt hat ein prüfendes Auge auf die Familie geworfen. (Es würde mich nicht wundern, gäbe es ein solches Amt eines Tages tatsächlich.)
Doch Mohns finden Wegbegleiter, die selbst durch das gesellschaftliche Raster gefallen zu sein scheinen. Sie stehen der Familie in dieser Zeit bei. Eher unbewusst und ungeplant. Es fügt sich alles zusammen. Selbst Herr Ginter, der Mann vom Traueramt, erweist sich am Ende als Retter.

„Schlangen im Garten“ ist in meinen Augen ein wunderbarer Roman. Der einen anfasst, der berührt und traurig macht, aber auch Hoffnung birgt.
Das Leben der Mohns ist in Schieflage geraten. Genau wie die Straße in der sie wohnen eingesackt ist und ihr Haus nun einzustürzen droht.
Alle Leute werden evakuiert, die Mohns bemerken es nicht. Sie sind gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft. Und es ist ausgerechnet der strenge Beamte des Traueramts, der ihnen den Weg frei macht.

Stefanie vor Schultes Schreibstil hat mir sehr gefallen, von der ersten Seite an. Beeindruckend, dass jegliche Fragezeichen im Text fehlen.
Der Roman, vor allem das Thema Trauer, wird nicht jeder/jedem gefallen oder ansprechen. Wohl dem, der/die mit dem Thema Trauer und Abschied noch nicht in Berührung gekommen ist. Alle anderen werden sich in diesem Roman wiederfinden.

Ich finde „Schlangen im Garten“ sehr gut. Vor Schulte bringt es auf den Punkt, schreibt die Wahrheit über den Umgang mit Trauer in unserer Gesellschaft. Ich bewundere Menschen, die solche Geschichten schreiben können. Von mir auf jeden Fall 5 Sterne, verdient hätte er mindestens das Doppelte.