Skurrile und nachdenklich machende Geschichte über Trauer

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firstprince Avatar

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Trauer ist ein äußerst individuelles Gefühl, jeder geht anders damit um und jeder braucht unterschiedlich lange für den Trauerprozess und den erlittenen Verlust anzunehmen. Was dem einen hilft, ist für jemand anderes keine Hilfe. Auch innerhalb einer Familie äußert sich Trauer bei jedem anders und ein jeder geht anders damit um.

So auch bei Familie Mohn, die im Roman „Schlangen im Garten“ von Stefanie vor Schulte um die tote Mutter Johanne trauert. Der Vater Adam und die drei Kinder Micha, Steve und Sinne versuchen alle auf ihre eigene Art und Weise mit dem Verlust der geliebten Mutter klarzukommen. Doch wie sie das Machen entspricht nicht der Vorstellung ihres Umfelds, so schaltet sich sogar das Traueramt ein und wirft der Familie Mohn Verschleppung der Trauerarbeit vor.
Das Vorhandensein eines Traueramts deutet schon an, dass die Geschichte nicht in der uns bekannten realen Welt erzählt wird. Als Leser*in taucht man in eine surreale, teils schräge und märchenhafte Welt ein, in der man die einzelnen Familienmitglieder bei ihrer individuellen Trauerbewältigung begleitet, wobei sie sich nicht an die Normen und Regeln der Gesellschaft halten. Passend zu dieser surrealen Welt ist die Sprache voller Metaphern und Poesie, was jedoch auch manchmal etwas zu viel des Guten ist und den Lesefluss behindert.

Es ist definitiv kein Roman für zwischendurch, man muss sich auf den klaren Schreibstil voller Metaphern einlassen und das skurrile und fantasievolle Setting auch mehr als Versinnbildlichung der Gefühle ansehen, um an „Schlangen im Garten“ richtig Freude daran zu haben. Doch es lohnt sich, den man wird mit einer ausdrucksstarken Geschichte, die Trauer in einem anderen Licht zeigt, belohnt, die trotz des eher traurigen Themas voller Wärme und Herz ist.