Tiefgründig

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xjohanna Avatar

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Lange habe ich mit mir gerungen, die passenden Worte für dieses Buch zu finden. Da es doch eine ganz klare Botschaft vermittelt. Trotzdem hat man viel Raum zum Auslegen. Stefanie vor Schulte schreibt gnadenlos, jeder Satz bedeutungsschwanger. Eine märchenhafte Geschichte, die zeitweise kafkaesk anmutet.
Dabei ist es für Familie Mohn ganz offensichtlich: Nach dem Tod der Mutter Johanne versuchen der Vater und die drei Kinder der Mohns alles, um Johanne am Leben zu erhalten. So wird man in das Buch mit diesen Sätzen eingeführt: "Zum Abendbrot isst er jetzt immer eine Seite aus dem Tagebuch seiner verstorbenen Frau. Er isst sie roh, und er tut es aus Liebe." Und dies scheint die Kernessenz des Buches zu sein: Wie gehen wir mit dem Tod von geliebten Menschen um? Wodurch können wir ihr Andenken erhalten? Droht irgendwann das große Vergessen, ziehen wir das Andenken dann in den Dreck?
Dem Umfeld von Familie Mohn ist klar, dass die Familie keinen gesunden Umgang mit ihrer Trauer pflegt, ein Trauerbeamter wird eingeschaltet. Nach und nach trifft jedes Mitglied der Familie einen besonderen Menschen, der sich wie eine zarte Hand auf die Trauer legt.
Die theater-esque Sprache hat mir durchaus gefallen. Es war schön, dazu angehalten zu sein, inne zu halten und über das Geschriebene nachzudenken. Schlangen im Garten ist keine alltägliche Geschichte, es verschwinden schnell Realität und Fantasie. Doch das macht es für mich gerade zu einem großen Buch, auf welches man sich einlassen muss. Tut man dies, wird man mit wundervollen Gedankengänge belohnt! Was eine Wohltat dieses Buch doch war!