Trauer auf eigene Art

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annaka Avatar

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Familie Mohn hat ihren Mittelpunkt verloren. Johanne, die Ehefrau und Mutter und damit den Menschen die sie überhaupt erst zur Familie gemacht hat. Zumindest wenn man der Gesellschaft glauben darf. Denn das nahe und ferne Umfeld der Familie beobachtet und beurteilt nur zu gerne ob und wie die Familie sich seit dem Verlust verhält. Trauern bitte ja aber angemessen und bloß nicht zu lange; irgendwann ist auch wieder gut, das Leben geht ja schließlich weiter. Die Art und Weise wie Adam, der Vater und die drei Kinder Linne, Micha und Steve mit dem Verlust umgehen gefällt auch nicht so dass schließlich sogar das Traueramt eingeschaltet wird und ein Beamter der Familie regelmäßige Besuche abstattet.

Thematisch hat mich das Buch absolut abgeholt. Es geht nicht nur um Trauer und Verlust sondern um Zusammenhalt, Heilungsprozesse und um den Versuch sich selbst und das Leben wieder neu zu finden wenn sich die Dynamik und das gesamte Familiengefüge ändert. Wie lebt man weiter wenn das Wichtigste fehlt?

"Und dieser hohle Klang in seinem Inneren und das ungeheuer ermüdende Begreifen, noch sehr lange dieser Mensch sein zu müssen, dem die Mutter fehlt. Es ist ihm ein Rätsel, wie er das schaffen soll. Es ist ihm ein Rätsel, wie er Stück für Stück in seinem Leben voranmarschieren soll, und jedes Ereignis wird ein Ereignis ohne Johanne sein. Und trotzdem werden die Ereignisse kommen und die Jahre werden sich neigen." (S.119)

Dabei sind die Charaktere so liebenswürdig und vollkommen aus der Zeit gefallen überhaupt wirkt die ganze Szenerie merkwürdig skurril, irgendwo zwischen Realität und Fantasie wie ein modernes Märchen.

Sprachlich hatte ich manches Mal meine Schwierigkeiten was vielleicht einfach daran lag dass ich auf diese besondere Art Erzählstil nicht vorbereitet war. Er ist voller Metaphern, sehr bildgewaltig und poetisch. Einige Sätze musste ich mehrmals lesen was mich etwas aus dem Lesefluss gebracht hat und auch dann habe ich gefühlt nicht alles erfasst.

Nichtsdestotrotz ist "Schlangen im Garten" von Stefanie vor Schulte ein sehr besonderes, herzerwärmendes Buch auf dass man sich einlassen und dem man Zeit geben muss.