Trauerbewältigung mal anders erzählt

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justm. Avatar

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"Schlangen im Garten" ist die Geschichte der Familie Mohn, die versucht mit dem Tod der Frau bzw. Mutter irgendwie klarzukommen, was nur suboptimal bis gar nicht funktioniert.
Und irgendwie kann man das - egal, ob man selbst schon mal einen geliebten Menschen verloren hat oder nicht - auch nachvollziehen.

Doch anstatt ein reines Buch über die unterschiedlichen Formen von Trauer zu schreiben, hat Autorin Stefanie von Schulte ein Werk voller sprachlicher Bilder, surrealer kleiner Geschichtchen und teilweise merkwürdiger Charaktere geschaffen.

Ein Buch, das sich nicht eben nebenbei lesen läßt; das verstanden werden will; das voller Sätze ist, die man zwei Mal, drei Mal lesen muß (und die oftmals, obwohl eigentlich als Fragen gemeint, als Aussagesätze dastehen und dennoch nicht das Seltsamste im großen Ganzen sind).
Und ein Buch das wahrscheinlich bei jedem Leser / jeder Leserin unterschiedlich nachhallt; von einigen kopfschüttelnd zur Seite gelegt und von anderen begeistert immer und immer wieder gelesen werden wird.

Für mich waren am Beeindruckendsten, weil irgendwie am "echtesten", eigentlich fast immer die kleinen Geschichten rund um Tochter Linne. Womit ich die Trauer der anderen Figuren nicht klein reden möchte. Aber vieles, was Linne sagte war so voller Wucht, daß es mir beinahe den Atem verschlagen hat.

Alles in allem ein Buch, das ganz anders ist, als ALLES, was ich bislang gelesen habe: schon der Anfang skurril, eigenwillig, speziell. Und auch wenn es danach kurze Momente gibt an denen man denkt, alles sei wieder "normal", so sorgt die Bildsprache nie für Langeweile und läßt den Anschein von Normalität genauso schnell verfliegen, wie er gekommen ist.

Nein, das Buch ist nicht das Beste, was ich jemals gelesen habe, aber die spezielle Herangehensweise ans Thema Trauer wird mich sicher noch eine Weile begleiten; mich dieses Buch eventuell noch ein zweites Mal lesen lassen.
Auch deswegen von mir 3,5 Sterne für eine Geschichte, die ganz anders ist.
Und trotzdem, oder gerade deswegen, einen gewissen Zauber inne hat, der einen, ob man will oder nicht, in seinen Bann zieht!