Trifft mitten ins Herz

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bluesjj Avatar

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Nach dem Tod von Johanne gerät das Familienleben von ihrem Mann Adam und den Kindern Steve, Linne und Micha ins Wanken. Der Familie fällt es schwer, mit dem Verlust umzugehen. Auch wenn sie zusammen sind, finden sie keinen richtigen Zugang zueinander, dabei brauchen sie mehr Halt denn je. Ihre Leere und Ohnmacht versuchen sie auf unterschiedliche Art zu kompensieren: Der Vater isst z.B. die Tagebuchseiten seiner Frau und Linne geht keinem körperlichen Konflikt aus dem Weg. In dieser eh schon schweren Zeit werden auch noch die Nachbarn und das Traueramt auf die Familie aufmerksam, denn in der Gesellschaft wird es nicht gern gesehen, dass man so lange und auf so ungewöhnliche Weise um eine geliebte Person trauert. Hilfe kommt ausgerechnet von Menschen, die die Mutter nicht gekannt haben können, die Erinnerung an sie aber mit liebevollen Abenteuergeschichten wieder zum Leben erwecken und so der Familie neue Wege eröffnen.

Die Geschichte der Familie Mohn ist irgendwo angesiedelt zwischen Realität und Fantasie – das lässt das Buch an einigen Stellen etwas skurril wirken, macht aber auch seinen ganz besonderen Charme aus. Lange nachhallen wird bei mir aber vor allem die besondere Sprach- und Bildgewalt sowie die Intensität, die damit hervorgerufen wird. An einigen Passagen ist mir beim Lesen beinahe das Herz gebrochen, so gut fängt die Autorin den Schmerz der einzelnen Familienmitglieder in Worten ein.

Für mich ist „Schlangen im Garten“ ein modernes Märchen mit viel Tiefgang, das in mir ein farbenprächtiges und berührendes Kopfkino ausgelöst hat. Ein Buch, das ans Herz geht. Zum Abtauchen an gemütlichen Leseabenden. Ich kann es nur empfehlen.

Jetzt muss ich wohl doch noch das Erstlingswerk „Junge mit schwarzem Hahn“ von Stefanie vor Schulte lesen, oder? 😉 Was meint ihr?