Ein gelungener Trilogie-Auftakt

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kiki2705 Avatar

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Mit „Schloss Liebenberg – Hinter dem hellen Schein“ erscheint der erste Band der neuen Trilogie von Hanna Caspian.

Adelheid Schaaf, die Tochter eines Tagelöhners, kann Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Glück kaum fassen. Sie bekommt eine Anstellung als Stubenmädchen im Schloss Liebenberg, verdient regelmäßig Lohn und kann damit ihrer Familie helfen.
Doch schon bald treten die ersten Neider auf den Plan, die von Missgunst getrieben sind und Adelheid die neue Stellung nicht gönnen. Durch Intrigen wird Adelheid zum Hausmädchen degradiert und muss mit der ebenfalls bestraften und bereits sehr erfahrenen Hedda Pietsch eine Stube teilen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich schnell eine Freundschaft, die Adelheid in dieser neuen Welt Kraft gibt.
Während Adelheid in dieser glitzernden Welt Fuß fasst, bahnt sich im Schloss ein schier unfassbarer Skandal an, der in die Geschichte als Harden-Eulenburg-Affäre eingeht und maßgebliche Auswirkungen auf die Herren, aber auch auf die Diener des Schlosses haben wird.

Der Schreibstil von Hanna Caspian ist wie gewohnt flüssig und leicht zu lesen.
Schnell lernt man die handelnden Personen kennen. Das besondere an dieser Romanreihe ist das Erfahren der Geschehnisse aus der Sicht der Dienstboten. Das Setting und die Abläufe im Schloss kann man sich bildlich sehr gut vorstellen.
Man lernt den harten arbeitsreichen Alltag, die Hierarchien innerhalb der Dienstboten, aber auch die Lebensverhältnisse außerhalb des Schlosses kennen.
Dass die Dienstboten unter der damaligen Klassengesellschaft stark leiden mussten, wird deutlich und hat mich so manches Mal beim Lesen sprachlos gemacht.

Die einzelnen Charaktere bleiben im Laufe der Geschichte noch etwas blass, jedoch lernt man schon erste Lebenswege/Schicksale und natürlich Charakterzüge kennen, die sich im Laufe der Trilogie sicher noch vertiefen werden.
Adelheid als Hauptprotagonistin ist mir sofort sympathisch geworden. Sie ist fleißig, lernt schnell, muss aber immer wieder mit Vorurteilen kämpfen. Die Sinneswandlung zum Ende des Romans war für mich nicht ganz nachvollziehbar, sodass ich im 2. Band auf weitere Erklärungen hoffe.

Der politische Skandal klingt im Laufe des Romans immer wieder an, doch es wird hier nicht so direkt Bezug auf die betreffenden Personen in den gehobenen Kreisen genommen, sondern man erfährt auch diesen Teil eher aus der Sicht der Dienstboten. Die Unruhe im Dienstbotentrakt ist förmlich spürbar und ich finde es gut, dass hier nicht nur die herrschende Klasse zu Wort kommt, sondern auch die Nöte und Sorgen der Dienstboten im Zusammenhang mit den sich anbahnenden Veränderungen.

Leider baute sich für mich der Spannungsbogen nicht so recht auf, sondern die Geschichte plätscherte eher vor sich hin. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass die Story im Band 2 weiter an Fahrt aufnehmen wird.

Das Ende des Romans ist sehr offen gehalten. Viele Probleme, die im 1. Teil anklingen, werden wohl erst in den Folgebänden wieder aufgegriffen, sodass ich mich jetzt schon auf Band 2 freue, um die Geschichte von Adelheid und ihren Mitstreitern, aber auch die Entwicklung des Skandals rund um Fürst von Eulenburg zu erfahren.

Fazit:
Es war ein lesenswerter historischer Roman, der die damalige Zeit aus Sicht der unteren Klasse beleuchtet und einen sehr guten Einblick in diese Welt gibt. Mich hat die Geschichte gut unterhalten, auch wenn es noch Potential für Verbesserungen gibt. Band 2 werde ich auf jeden Fall lesen!