Hochspannung in der Arktis

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Mit seinem dritten Thriller „Schmelzpunkt“ ist Wolf Harlander erneut ein spannender und leider hochgradig aktueller Pageturner gelungen. In diesem Band gibt es ein Wiedersehen mit den BND-Ermittlern Nelson Carius und Diana Winkels, die ihren ersten gemeinsamen Einsatz in „Systemfehler“ hatten. Im Zentrum der Handlung steht diesmal die Arktis. Sie ist längst kein neutrales Gebiet mehr, denn die großen Industrienationen liefern sich dort mittlerweile einen erbitterten Wettkampf um wertvolle Ressourcen. Da es in letzter Zeit zu einer Serie von Sabotageakten auf deutsche Unternehmen gekommen ist, sollen Nelson und Diana verdeckt die Ermittlungen aufnehmen. Die beiden gehen dabei nicht immer sehr diskret vor und bringen sich bei ihren Ermittlungen mehrfach in höchste Gefahr. Das Vorgehen von Nelson und Diana wirkte auf mich teilweise nicht sehr professionell und mitunter recht improvisiert. In der Realität würde der BND wahrscheinlich etwas anders vorgehen, zumal die beiden zunächst mit dem Auftrag geschickt wurden, verdeckte Vor-Ort-Recherchen anzustellen.
Der zweite Handlungsstrang schildert währenddessen die Perspektive des jungen Inuks Nanoq Egede, der als Touristenführer im grönländischen Ilulissat arbeitet. Als Inuk kennt er die heimische Natur genau und ist äußerst alarmiert, als es auf seinen Touren vermehrt zu seltsamen Vorfällen kommt. Besondere Sorge bereiten ihm das massive Abschmelzen des Jakobshavn-Gletschers, das sich nicht allein über die für Grönland mittlerweile recht warmen Temperaturen erklären lässt, sowie ein massenhaftes Fischsterben in der Diskobucht vor seinem Heimatort. Gemeinsam mit der deutschen Wissenschaftlerin Dr. Hanna Jordan begibt er sich auf die Suche nach der Ursache des Fischsterbens, um schon bald feststellen zu müssen, dass ihre Gegner bis zum Äußersten gehen, um ihre Spuren zu verwischen.

Bereits das Cover stimmt den Leser auf die dramatische Atmosphäre dieses Klimathrillers ein. Äußerst authentisch und fesselnd schildert Harlander die Auswirkungen der voranschreitenden Erderwärmung auf das empfindliche Ökosystem der Arktis. Besonders deutlich werden die Veränderungen, wenn die Erzählperspektive auf Nanoq wechselt, der die arktische Landschaft mit all ihren Besonderheiten von klein auf kennt und das Eis lesen gelernt hat. So ist er anders als viele andere Einwohner äußerst besorgt, über die dramatischen Veränderungen, die er auf seinen Ausflugstouren bemerkt. Der Autor macht durch seine detaillierten Beschreibungen deutlich, wie sehr das natürliche Gleichgewicht am Polarkreis bereits aus den Fugen geraten ist. Trotz allem rüsten die Anrainerstaaten der Arktis massiv auf und schrecken mitunter vor nichts zurück, um ihre wirtschaftlichen und außenpolitischen Interessen durchzusetzen.
Mein Fazit: „Schmelzpunkt“ ist ein packender Klimathriller, der auch nach dem Lesen nachhallt und zum Nachdenken anregt. Leider gibt es ein paar kleinere Logiklücken und auch das Verhalten von Nelson und Diana ist nicht immer ganz überzeugend, sodass es von mir einen kleinen Punktabzug gibt.