Spannende Ermittlungen mit zwei Außenseitern

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girasole Avatar

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Schauplatz Island – Kripo Reykjavik
Teenager Gudbjörg alias Morgan ist im Thingvellir-Nationalpark verschwunden, im Wasser tauchen nur die Jacke und ein Schuh auf. Es handelt sich um einen historischen Ort, weil hier bereits 18 Frauen wegen Blutschande und Kindstötung ertränkt wurden. Aber was ist mit Morgan passiert?

Aus Personalmangel werden die zwei Außenseiter Dora und Rado ausgewählt, in diesem Fall zu ermitteln. Sie müssen einspringen und ein Team bilden, um den vermißten Teenager zu finden. Die anderen Beamten sind mit einem groß angelegten Razziaeinsatz voll und ganz ausgelastet. Neben diesem Hauptstrang werden facettenreiche Nebenstränge eröffnet und es fließen gesellschaftskritische Themen wie z.B. Drogen, Kriminalität, Rassismus, Nonbinärität ein, so daß man als Leser gefordert ist, aber andererseits sehr gut mit rätseln kann, wie die Stränge zusammengehen könnten.

Der Autor schreibt spannend. Ich konnte das Buch fast nicht aus der Hand legen, denn ich wollte wissen, wie was zusammenhängt und wie es ausgeht. Werden sie Morgan lebend finden?

Diese neue Reihe startet mit zwei Außenseitern als Ermittler, die sich positiv von anderen Teams in diesem Genre abheben. Sie werden sehr gut charakterisiert. Zum einen lernt man Dora kennen. Sie wurde bei einem Einsatz durch einen Kopfschuß schwer verletzt , hat deshalb ein Glasauge, ständige Schmerzen, große Probleme in der Partnerschaft und mit der Psyche, sowie mit weiteren Nebenwirkungen zu kämpfen. Diese sind nicht nur negativ, sondern sie kann z.B. an einem Wochenende eine Fremdsprache lernen und hat auch oftmals einen anderen Blick auf den Fall. Seit ihrem Unfall war sie nur am Schreibtisch tätig und es ist ihr erster Fall im Außendienst. Zum anderen begegnet man Rado. Er hat serbische Eltern, ist mit der Polin Ewa verheiratet und durchlebt mit ihr gerade eine Ehekrise, hat einen 3jährigen Sohn. Er ist der Erste ohne isländische Wurzeln, der es im Polizeidienst so weit gebracht hat. Allerdings mußte er wegen der Razzia, die sich gegen Teile der Verwandtschaft richtet, aus der Schußlinie genommen und freigestellt werden. Den Fall können die beiden erfolgreich lösen. Interessant ist auch die Figur von Chef Ellidi, der sich schuld an der Verletzung von Dora gibt und sie schon alleine deshalb unterstützt. Teilweise war die Figur von Dora etwas zu überzogen, das störte mich in diesem Fall weniger, da es die Geschichte vorwärts brachte. Morgan selbst lernt der Leser am wenigsten kennen. Ich warte gespannt, wie der Autor diese Ermittler weiter entwickelt.

Von mir bekommt dieser typische Nordic Noir eine Lesempfehlung!