Krieg, Flucht, Überleben statt Fantasy-Abenteuer

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Ein Cover, welches eine so verlockende Schneelandschaft in zarten Grautönen darstellt und doch so trügerisch. Denn hier sind Kinder auf der Flucht!
Was als Fantasy-Abenteuer ab 11 Jahren deklariert wird ist viel mehr als das. Es ist eine berührende Geschichte von Kindern aus verschiedenen Dörfern, die alle ohne ihre Familien ihren Alltag meistern müssen, nachdem die Erwachsenen und Jugendlichen in den Krieg oder zu Hilfsdiensten eingezogen wurden.
Hier werden viele Ängste und Emotionen freigesetzt. Überforderungen, Hunger, Kälte, neue Hierarchien, selbstbestimmten Tod, Überlebensstrategien aber auch Vorurteile, Missgunst, Freundschaft, Vertrauen, Hoffnung, Gruppendynamik, Heimatgefühl,…
Besonders hat mir gefallen, das hier Mädchen/Frau die Führungsrolle übernehmen und oft die leisen, zurückhaltenden Stimmen die hilfreichen sind.
Die Kindergruppe, in der sich ein älterer Mann als Guru aufführt und die Mehrheit keine Kraft findet aufzubegehren, finde ich für dieses Lesealter fragwürdig. Auch die Steinwesen, vor denen die Kinder zunächst flüchten, könnten verstörend wirken.
Dieses Fantasy-Abenteuer ist wirklich spannend bis zum Ende.
In den Details sehr realistisch beschrieben (wie ein Schlitten beladen wird, Brotbacken in Töpfen usw.) und den landschaftlichen Begebenheiten. Man spürt intensiv die isländische Affinität und Reiseerfahrung des Autors.
Gäbe es nicht Steinwesen und Superkräfte, hätte die Geschichte auch als Dystrophie bestanden.
Ein großartiges Leseabenteuer!