Bemerkenswert politisch

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mariederkrehm Avatar

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Die Geschichte der „Schneekinder“ ist schnell umrissen: Eine Gruppe von Kindern und alten Leuten flieht vor einem schwarzen Nebel, der über das schneebedeckte Land zieht. Elin, kaum 15 Jahre alt, führt den Flüchtlingszug an. Niemand weiß, ob der gefährliche und entbehrungsreiche Weg, den die Kinder gehen, überhaupt in eine Rettung münden wird.

Mögliche Erwartungen an ein heiteres Abenteuer vor gefälliger Schneekulisse werden hier nicht bedient. Zu bedrückend ist es, die Aussichtslosigkeit und die ständigen Rückschläge zu erleben, denen die um ihr Leben marschierenden Kinder ausgesetzt sind. So wie der Schnee die unendliche, vereiste Landschaft bedeckt, die sich nur selten von ihrer schönen Seite zeigt, legt sich die bedrohliche Stimmung Seite für Seite auf den Leser.

Bemerkenswert sind allerdings die Beziehungen der Kinder untereinander, die sich innerhalb dieser Notgemeinschaft entwickeln. Das Buch thematisiert Verantwortung, Ausgrenzung und Vorurteile, Missgunst, Opferbereitschaft, Rebellion und Despotismus, und es stellt zentrale Fragen: Wie erstrebenswert ist es überhaupt, ein Anführer zu sein, und was sind uns die Alten wert? Das macht die Geschichte sehr politisch und bietet viele Ansätze für Fragestellungen und Diskussionen. Allein dafür, und weil es wirklich schön geschrieben ist: fünf Sterne.