Kaltblütig

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Nachdem ich hier die vielen positiven Rezensionen gelesen habe, und ich von der eigenen Leseprobe ebenfalls nicht abgeneigt war, habe ich mir schließlich ein Exemplar von Jo Nesbos „Der Schneemann" gekauft. Hier folgt nun meine kleine Rezension:

Jo Nesbo liefert mit seinem neuesten Roman einen neuen Krimi, dessen Hauptperson erneut Harry Hole ist. Ich muss gestehen, dies war sowohl mein erster Nesbo als auch mein erster Hole-Krimi. Um das wichtigste vorweg zu nehmen: er lässt sich ohne geringste Probleme verstehen, auch wenn man die vorherigen Hole-Krimis nicht gelesen hat.

Es werden einzelne Frauen aufgefunden, die auf bestialische Art und Weise getötet worden sind. Das einzige augenscheinliche Indiz ist ein Schneemann an jedem Tatort. Viel mehr möchte ich nicht vorweg nehmen. Aber ich kann versichern, Nesbo lockt uns zusammen mit seinem Helden immer wieder auf falsche Fährten. Ich war bis zum Schluss gefesselt.

Für den Leser ist es anfangs sehr schwierig in die Geschichte hinein zu finden, weil nicht immer ganz klar ist, hinter welchem Namen sich jetzt welche Person verbirgt (vielleicht bin ich auch einfach die nordisch klingenden Namen nicht gewohnt). Nesbo zielt hier wohl auf das erfahrenere Krimi-Publikum ab, denn er nimmt uns im weiteren Verlauf so gut wie nie an die Hand, um uns ein wenig Klarheit zu verschaffen.

Ist man jedoch erst einmal richtig in die Story eingetaucht, wird es immer wieder bis zum Bersten spannend. Leider wird die Spannung durch die teils extrem verworrenen Beziehungen zwischen den Charakteren gedämpft. Immer wieder muss man zurückblättern, um herauszufinden wer jetzt wer ist, wer was macht, wen kennt etc., oder man muss dauerhaft extrem konzentriert lesen. Normalerweise habe ich mit so etwas keinerlei Probleme. Für das Unverständnis hier war ganz entscheidend, dass die Persönlichkeiten oftmals fad wirken. Die einzigen Details die Nesbo über sie preisgibt sind ein oder zwei Kleidungsstücke (Hut, Mantel etc.) und vielleicht noch die Haarfarbe. Es fällt wirklich schwer sich ein vernünftiges Bild ihrer äußeren Erscheinung zu machen. Bei der Psyche der Protagonisten gilt das jedoch nur soweit, solange es sich um „unwichtige" Rollen handelt. Die Hauptpersonen hingegen sind mit einem sehr komplexen Innenleben ausgestattet, das zum Mitfühlen und Nachdenken einlädt.

Insgesamt hat mir „Der Schneemann" sehr gut gefallen. Anfängern würde ich jedoch zu etwas leichter verdaulichem raten. Es steht mir kaum zu über Nesbo zu urteilen, schließlich ist er einer „der" großen Krimi-Autoren schlechthin, aber ein wenig besser kann er es bestimmt noch. ;-) Somit gibt es 4,5 von 5 Sternen.