Sehr lebhaft

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
merkurina Avatar

Von

 

Es ist sicher etwas paradox, zu sagen, ein Kriminalroman habe eine ausgesprochen lebendige Atmosphäre. Obwohl: Schließlich geht es ja gerade hier allen: den Opfern, den Tätern, den Verrückten und den Kranken eigentlich um das Leben Wollen – und die verzweifelte Gratwanderung, die damit zusammen hängt.

 

Und diese Gradwanderungen wirken dank Jo Nesbos Fabulierkunst und Ideenreichtum ausgesprochen vital und temporeich. Unterschiedlichste Charaktere und verschiedene gesellschaftliche Milieus gehen immer neue Konstellationen ein. Und so ist die Aufklärung eines Kriminalfalls keineswegs eine geradlinige Ermittlung nach Indizien, sondern verschiedene zwischenmenschliche Verbindungen und Abgründe locken hier hin und dort hin, bevor in einem gut gemachten showdown dann der wahre Täter sichtbar wird.

 

Die detailreiche und ausschweifende Handlung ist allerdings auch leider etwas sprunghaft. Und wer nicht gerade einen langen, ruhigen Sonntag auf der Couch zur Verfügung hat, um das Buch dort voll konzentriert in einem Rutsch zu lesen, kann leicht ins Schlingern kommen. Soviele Details werden viele Seiten später aufgegriffen, aber zuvor lange beiseite gelassen – und dann kann einen schon Mal das Gedächtnis im Stich lassen. (Andere wiederum scheinen so bedeutsam und sind es dann doch nicht, wie die Bezugnahme auf die US-Präsidentschaftswahl, wo man anfangs gar meint, es sei kein Zufall, dass der Titel jetzt in Deutschland rauskommt, wo wieder eine Wahl in den Vereinigten Staaten ansteht.)

 

Jo Nesbo ist aber auf jeden Fall der Vertreter eines neuen, jungen und spritzigen skandinavischen Kriminalromans.