Thriller mit Längen

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monika85 Avatar

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Ich liebe Thriller, die vor eisiger Kulisse spielen und habe mich daher sehr auf "Schneesturm" der irischen Autorin Tríona Walsh gefreut, die den Leser auf die kleine irische Insel Inishmore entführt. 
 
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Cara. Die 34-Jährige ist als einzige Polizistin auf Inishmore für 900 Bewohner zuständig. Da sie nicht auf der Insel geboren ist und kein Gälisch spricht, begegnen ihr die Inselbewohner mit Vorsicht und Skepsis. Cara lebt mit ihren beiden Kindern bei ihrer Großmutter, einer Einheimischen. Kurz vor Silvester trifft sie sich mit ihren fünf Freunden. Sie alle waren seit Kindertagen eine verschworene Gemeinschaft, die nach einer schrecklichen Tragödie auseinanderbrach. Drei Freunde sind nicht auf der Insel geblieben. Nun sind 10 Jahre vergangen, und die Gruppe, die aus 3 Männern und drei Frauen besteht, will gemeinsam den Jahrestag des tragischen Ereignisses begehen. Bald schon tobt ein heftiger Schneesturm auf der Insel und schneidet sie völlig von der Außenwelt ab, es gibt keinen Strom, kein Telefonnetz, keinen Fährverkehr. Als eine Leiche aufgefunden wird, wachsen Angst und Misstrauen innerhalb der Gruppe. 
 
Der Thriller ist in angenehmer Sprache erzählt und liest sich sehr flüssig. Nach und nach lernen wir Cara und ihre Freunde näher kennen. Außer Cara leben noch Daithi, der Wirt des Pubs, sowie die Lehrerin Maura auf der Insel. Seamus lebt als Drehbuchautor im Hollywood, während Ferdy und Sorcha, die miteinander verheiratet sind, nach London gezogen sind und sich dort eine Existenz aufgebaut haben. Schnell ist zu erkennen, dass die Gruppe sich fremd geworden ist, die alte Vertrautheit nur noch in Teilen vorhanden ist. Vor dem Hintergrund des Verbrechens müssen die Freunde sich nun fragen, ob sich der Mörder unter ihnen befindet. 
Wir begleiten die von der Ermittlungsarbeit völlig überforderte Cara, es werden Geheimnisse aufgedeckt, Konflikte brechen auf, Lügen kommen ans Tageslicht. Cara verhält sich mehrmals nicht gerade professionell, ihre Handlungsweisen sind nicht immer logisch und nachvollziehbar. 
 
Leider war mir der Thriller nicht durchgängig spannend genug, er hatte einige Längen, auf die Anwesenheit des Filmteams und das etwas kitschige Ende hätte ich gut verzichten können. Faszinierend fand ich dagegen die Beschreibung der Insel und ihrer teilweise recht abergläubischen Bewohner, die unter extremen Wetterbedingungen leben und den Naturgewalten ausgesetzt sind.