Tolles Setting, enttäuschende Story

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„Schneesturm“ von Tríona Walsh könnte eigentlich eines dieser Bücher sein, die die Herzen von Hobby-Detektiv*innen höherschlagen lassen: eine einsame Insel mitten in der rauen irischen See, abgeschnitten von der Außenwelt durch einen Storm, ein mysteriöser Mord und eine Gruppe alter Freunde rund um das Opfer, die sich nach Jahren wiedertrifft – alle mit ihren eigenen Geheimnissen im Gepäck. Das implizierte Versprechen eines ausgeklügelten Plots kann der Roman jedoch leider nicht einlösen.

Dabei fängt es eigentlich gut an: Polizistin Cara muss nicht nur die Ordnung auf der Insel während des Schneesturms wahren, sondern sich auch mit ihrer tragischen Vergangenheit auseinandersetzen. Denn ihre alten Freunde sind gekommen, um den 10-jährigen Todestag von Caras Ehemann und ihrer aller Freund zu begehen. Schnell kommt die Frage auf, ob der aktuelle Mord im Zusammenhang mit dieser alten Geschichte steht. Um dem Ganzen die Krone aufzudrehen, hat einer von ihnen noch eine Filmcrew mitgebracht, die die Tragödie von damals filmisch umsetzen soll. Eigentlich Zutaten für eine spannende Geschichte, in der zwischenmenschliche Konflikte im Vordergrund stehen.

Leider zerfasert die Handlung jedoch bald in alle Richtungen: Cara scheint planlos von hier nach da zu rennen, viele Handlungsschritte wirken unmotiviert, und auch die anderen Figuren bleiben merkwürdig blass und leblos. Manche Entwicklungen kündigen sich über Seiten hinweg, andere kommen so aus dem Blauen heraus, dass man als Leser*in unwillkürlich die Stirn runzelt. Kurz: Vieles passt hier nicht zusammen. Hinzu kommt ein Stil, der so nüchtern und einfach gehalten ist, dass er bisweilen regelrecht monoton daherkommt.

Für mich hat sich „Schneesturm“ leider nicht gelohnt. Aufgrund der angekündigten Handlung und des Settings hätte das Buch eigentlich genau in mein Beuteschema fallen müssen, aber es konnte mich nicht packen. Wäre die Grundidee stringenter und klarer umgesetzt worden, hätte ich dem Roman mehr abgewinnen können.