Voller Überraschungen, aber nicht immer logisch

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Dies ist einer der Krimis, die sich in einem abgeschirmten Raum abspielen, in dem nur eine gewisse Zahl an potentiellen Tätern in Frage kommt, und man zerbricht sich als Leser den Kopf darüber, wer es wohl sein könnte. Ich mag diese Krimis sehr, weil man sicherlich miträtseln kann.
Auch hier ist die Auswahl an möglichen Mördern nicht sehr groß, nachdem man eine junge Frau tot und gefesselt am Fuße der Steilklippen gefunden hat. Diese befinden sich auf der kleinen Insel Inishmore, westlich von Irland im Atlantik gelegen. Dort haben sich einige Freunde getroffen, um an Silvester den 10. Jahrestag eines schlimmen Unglücks zu begehen, als ihr Freund Cillian vom Fischerboot stürzte und starb. Die Insel ist ein paar Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten, da ein Schneesturm über sie hinweg fegt. Keiner kann die Insel verlassen und keiner kann sie besuchen. Also muss der Mörder dort zu finden sein.
Unter den Freunden ist auch Cara, die die Inselpolizistin ist und deren Mann damals vor 10 Jahren verunglückte. Sie hat nicht viel Erfahrung mit Kriminalfällen, da auf der Insel nicht viel passiert. Sie kann nun keine Unterstützung vom Festland erwarten, weil der Fährverkehr ruht.
Nach und nach lernt man die verschiedenen Charaktere kennen, einschließlich all ihrer Schattenseiten, schließlich verdächtigt jeder jeden, und die Panik wächst, besonders als es auch noch zu einem Stromausfall kommt. Man spürt richtig, wie das Misstrauen brodelt, das hat die Autorin sehr atmosphärisch beschrieben.
Leider ist das Buch nicht sehr spannend geschrieben, einige Passagen sind regelrecht langatmig, z.B. sind die Dialoge oft sehr detailliert, aber andererseits auch nichtssagend. Dies ist besonders am Anfang so, denn hier werden erstmal die Charaktere eingeführt.
Die Ermittlungen kommen auch nur langsam in Gang, und Cara macht so manchen dilettantischen Fehler. Deshalb kann man als Leser auch lange keine heiße Spur entdecken, das Miträtseln wird behindert.
Überhaupt entwickelt sich irgendwie keine Sympathie mit den Figuren, zwar auch keine richtige Antipathie, aber eine gewisse Gleichgültigkeit.
Der Schreibstil ist einfach und überschaubar, so dass man das Buch schnell lesen kann. Es gibt aber auch einige Stellen, die nicht angemessen übersetzt wurden und dann fremd erscheinen. Spannung ist besonders zum Ende hin deutlich zu spüren, denn man möchte unbedingt wissen, was sich zugetragen hat und wer dafür verantwortlich ist. Aber alles ist durchsiebt von unlogischen Geschehnissen und Entscheidungen.
Ich würde das Buch auch eher als Krimi bezeichnen, weil richtiges Mitfiebern bei mir nicht aufkam. Trotzdem würde ich das Buch jedem Softkrimi-Fan empfehlen, denn grundlegende Spannungssubstanz ist vorhanden.