Vorwiegend psychologisch spannend

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An sich bringt Triona Walshs „Schneesturm“ alles mit, was es für eine spannende Lektüre braucht: Auf einer irischen Insel handelnder Thriller mit „Locked-Room-Setting“.

Als sich 10 Jahre nach dem Tod von Caras Mann Cillian der ehemalige Freundeszirkel auf der Heimatinsel Inishmore wiedertrifft, wird das erneute Treffen zur erneuten Zerreißprobe. Denn wegen eines Schneesturms wird Inishmore von der Außenwelt abgeschnitten – und eine von der Klippe gestürzte Tote gefunden. Klar ist damit, dass der Mörder noch auf der Insel ist – und die inzwischen als Inselpolizistin arbeitende Cara wird das ungute Gefühl nicht los, dass die erste Leiche nicht die letzte war …

Der Verlag stuft das Buch als Thriller ein und das kommt auch grob hin. Allerdings einer mit vorwiegend psychologisch motivierter Spannung. Denn im Endeffekt geht es um die Dynamik der ehemaligen Freundesclique, die durch den Tod eines Mitglieds in alle Winde verstreut wurde: Seamus, den es nach Hollywood verschlagen hat; Ferdy, der in London lebt und einige „ortsstabile Inselpersönlichkeiten“. Gerade Cara sitzt dabei zwischen allen Stühlen: auf der Insel wegen längerer Abwesenheit nicht als echte Insulanerin gesehen, aber auch nicht so weit rumgekommen wie Seamus und Ferdy – und dann muss sie, die wegen des Zusammentreffens ohnehin schon etwas „wacklig“ ist, auch noch die Ermittlungen übernehmen, in die sie persönlich involviert ist. Das erklärt, warum sie wenig souverän wirkt in ihrer Ermittlerrolle (was sich auf einer kleinen Insel, wo jeder jeden kennt, nicht gut macht). Allerdings ist das nicht mal ihr größtes Problem, sondern die Vertrauensfrage, wem sie überhaupt trauen kann (womit wir beim Spannungselement wären): War es einer ihrer (früheren) Freunde oder ein Inselbewohner? Immer wieder kocht auch das Geschehen von damals hoch. Angesiedelt ist das alles in einer recht düsteren Atmosphäre auf einer winterlichen Insel vor Galway, Himmel und Atlantik scheinen zu zürnen, das wirkt beinah schon mystisch angehaucht und das sind auch die starken Stellen im Buch, das recht langsam Spannung aufbaut, auch dank einiger, teils etwas „mutwilliger Twists“. Walshs Schreibstil ist flüssig lesbar, nicht langweilig und vor allem bei ihren Beschreibungen psychologischer, insulanischer bzw. „klimatischer“ Besonder- bzw. Begebenheiten intensiv. In Summe reicht es für 3,5 Sterne, die des Settings auf den Aran-Inseln aufgerundet werden.