Bannender Sarkasmus

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lightdancer Avatar

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Schnell gelesen ist es auf alle Fälle! Doch wie meist, wenn ich nicht weiß, was ich genau nun schreiben soll, lese ich die Rezensionen anderer Menschen, ohne mich aber dabei beeinflußen zu lassen...

Als "witzig" würde ich die Geschichte nicht gerade beschreiben. Sarkastisch, flott und einfallsreich aber auf jeden Fall. Zwischen manchen Zeilen hatte ich das Gefühl, dass der Sarkasmus in dicken klebrigen Fäden auf meinen Schoß tropft, an anderen Stellen liegt er leicht und beinahe sanft auf der Oberfläche.
Interessant finde ich immer wieder, dass männliche Autoren Sexszenen eher hart beschreiben. Aber immerhin kommen nicht so sülzige Umschreibungen wie "Lustgrotte", "Liebesschwert" und dergleichen vor. Das ein Arzt aber einer Patientin auf Wunsch die Zehen leckt und dann das Bein hoch, kann ich mir dennoch beim besten Willen nicht vorstellen.
Da ich mit der Mafia noch nie etwas zu tun hatte und - hoffentlich - auch nie haben werde, kann ich schwer abschätzen, ob die beschriebenen Szenen sich auch wirklich so abgespielt haben könnten. Aber wie heißt schon das berühmte Lotto-Zitat: Alles ist möglich! Und das nutzt auch Josh Bazell!
Der Einfallsreichtum des Autors liegt aber nicht nur bei den Mafioso-Szenen, sondern auch bei anderen, die man sich nur schwer vorstellen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass - wenn es heißen würde: mein Leben oder das des anderen - man in Extremsituationen zu allem möglichen Dingen bereit ist, sich aber selber das Wadenbein herauszureißen und es als Waffe zu benutzen, macht mich fassungslos. Und auch grüblerisch! Würde ein Mensch in Not wirklich soweit gehen (vorausgesetzt natürlich man hat das nötige medizinische Fachwissen und weiß, das man ohne Wadenbein gut leben kann - aber dank dieses Buches, weiß ich das nun auch. Ob es allerdings stimmt, muß ich wohl erst nachgoggeln \*g\*)?

Eines steht jedenfalls fest: Die Geschichte zieht den Leser unweigerlich in seinen Bann, auch wenn man vielleicht von diesem Bann nicht gerade begeistert ist. Das Buch wegzulegen und sich um andere Dinge zu kümmern, fiel mir schwer und das mag schon etwas heißen. Doch leider hat auch dieses Buch in meinen Augen ein kleines Manko. Seine geliebte Magdalena mußte sterben, doch scheinbar zieht er diesmal keine Rache in Betracht. Ist das beabsichtigt vom Autor, um eventuell ein weiters Buch über Pietro/Peter schreiben zu können? Oder wurde das einfach nur übersehen?