Eine Nacht, die man nicht so schnell vergisst

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Es kommt relativ selten vor, dass man ein Buch zuklappt und nach der Lektüre dem Klappentext vorbehaltlos beipflichten kann – bei diesem Buch war es aber so.

Der ehemalige Mafiakiller mit dem vokalarmen Namen Pietro Brnwa, in Mafiakreisen Bärentatze genannt, beging in seinem früheren Leben einen Mord an einem hohen Mafiachargen und wird seitdem von der Cosa Nostra in New York gesucht. Im gelang es rechtzeitig im WITSEC, dem Zeugenschutzprogramm des FBI, unterzukommen und er praktiziert nun unter dem Namen Peter Brown in einem großen New Yorker Krankenhaus. Doch mit seiner Anonymität ist es eines Tages vorbei, als ein alter Bekannter aus Mafiazeiten eingeliefert wird, der im Sterben liegt. Sollte er tatsächlich sterben, würden Pietros ehemalige Mafiakumpanen auftauchen und die Karriere Pietros als Arzt wäre schlagartig vorüber. Deshalb geht es nun für Bärentatze ums Ganze und er darf sich nicht erlauben, dass ihm sein Patient unter seinen Händen wegstirbt. So wird der Kampf um Pietros Leben und das seines Patienten zum bestimmenden Mittelpunkt und der Leser ist live im OP dabei, als Peter Brown fast in Echtzeit um sein Leben operiert …

Zynisch, lakonisch, hart, brutal, schnell und witzig: Das sind nur einige wenige Adjektive, die allesamt auf die von Josh Bazell erdachte Geschichte zutreffen. In kurzen Kapiteln erzählt uns Pietro abwechselnd von seinem Kampf um das Leben seines Mafiapatienten und seine Lebensgeschichte, die nicht minder turbulent wie die Operation ist. Außerdem scheut sich der geläuterte Mafiakiller nicht, in zahlreichen kurzen Fußnoten sein medizinisches und allgemeines Wissen mit dem Leser zu teilen, was das Buch deutlich belebt.

Die Lektüre des Buches kam mir wie eine Mischung aus einem Quentin-Trantino-Film (wegen der schnellen Dialoge und Brutalität), einem Transporter-Film (weil der Protagonist sehr an den Transporter Frank Martin erinnert) und einer Dr. House-Folge (wegen den vielen medizinischen Kuriositäten) vor. Josh Bazell verquickt all diese Elemente zu einem gut lesbaren Thriller, der hervorragend den Brückenschlag zwischen Mafia-Erzählung und Krankenhaus-Thriller schafft. Insgesamt ein sehr gutes bis hervorragendes Debüt, das auf jeden Fall Appetit auf mehr macht!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)