Carpe Noctem

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1979: Während seine Eltern sich in der Küche streiten, traut sich der elfjährige Gabriel, nachdem er seinen jüngeren Bruder David im Kinderzimmer eingeschlossen hat, in den Keller, obwohl er Angst hat. Doch die Neugier siegt, denn dort befindet sich das Labor des Vaters, das absolut nicht betreten werden darf. So gut wie nie vergisst er, die Tür abzuschließen. Gabriel entdeckt Schreckliches: Fotos und Kameras, über die er verschiedenes beobachtet.
Dreißig Jahre später führt er nach anfänglichen Problemen, Gewalttätigkeit und einem Aufenthalt in der Psychiatrie ein einigermaßen normales und geregeltes Leben. An den damaligen Abend, an dem seine Eltern umkamen und das Haus abbrannte, kann er sich absolut nicht mehr erinnern. Er arbeitet bei einer Sicherheitsfirma und wird plötzlich mitten in der Nacht kurz vor Dienstschluss zu einer seit Jahren leer stehenden Villa gerufen. Dort erwartet ihn eine komische Szenerie im Keller. Bevor er sich mehr Gedanken darüber machen kann, erreicht ihn jedoch ein Anruf seiner schwangeren Freundin Liz. Sie sei im Park überfallen worden und schwer verletzt. Sofort verständigt Gabriel den Notruf und begibt sich dorthin. Am Tatort erwartet ihn jedoch nicht seine Freundin, und er gerät unter einen schlimmen Verdacht, was ihn dazu bewegt, nach 20 Jahren wieder Kontakt zu seinem jüngeren Bruder David aufzunehmen.

Wow! Das habe ich beim Lesen mehrmals gedacht. Am liebsten hätte ich das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt, denn ich war sofort von der Story gefesselt. Es gab keinerlei Einstiegsprobleme, und die Charaktere waren mir schnell vertraut. Der Thriller wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt, was ich gerne mag, auch weil man als Leser dann oft mehr weiß als die Personen. Die Kapitel sind meistens relativ kurz und enthalten am Anfang immer eine Ortsangabe und eine Uhrzeit. Die Hauptfiguren sind Personen mit Ecken und Kanten, die es mir manchmal nicht leicht gemacht haben, sie zu mögen oder sie sympathisch zu finden, vor allem natürlich Gabriel. Von ihm und über das, was in ihm vorgeht, erfährt man durch die Stimme in seinem Kopf besonders viel, trotzdem fiel es mir lange schwer, ihn einzuordnen. Das Tempo ließ niemals nach, es gab keine langweiligen oder zähen Szenen. Der Spannungsbogen flaute bis zum Ende, das ich lange nicht vorhersehen konnte, niemals ab. Ich war zum einen gespannt, was sich damals im Keller tatsächlich ereignet und was Gabriel beobachtet hat. Zum anderen sind aber auch die Geschehnisse in der Gegenwart sehr dramatisch und aufregend. Einige Szenen werden zwar sehr genau geschildert, aber insgesamt handelt es sich nicht um einen allzu grausamen und blutigen Thriller.

Das Cover des Thrillers, das mir gefällt, ist nicht wirklich außergewöhnlich. Ein Freund wollte sogar wissen, ob ich dieses Buch nicht schon einmal gelesen habe, weil es ihm bekannt vorkam. Es erinnert in der Tat an das Cover anderer Krimis. Auch die erhabenen Buchstaben sind momentan „in“. Trotzdem finde ich es nicht schlecht, und es lässt keine Zweifel daran, dass es sich um einen Thriller handelt: das Blut, die Messerspitze, der Schnitt. Mit der Hummel (?) kann ich allerdings nichts anfangen. Der Titel passt gut zum Inhalt. Loben möchte ich die Gestaltung des Umschlags: der Text auf der Rückseite verrät nicht zu viel und macht neugierig. Und wer hofft, durch den Klappentext mehr zu erfahren, wird enttäuscht: man sieht „nur“ ein großes Bild des Autors.

Mein Fazit ist, dass es sich um ein sehr gelungenes Erstlingswerk handelt, das ich weiterempfehlen kann. Der Thriller war lesenswert und enttäuschte mich nicht.