Dem Wahnsinn so nah!

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mel.e Avatar

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 Den Thriller den ich euch heute vorstelle habe ich in einem Rutsch lesen können, da mich die Psychologie die in diesem Buch steckt wirklich fasziniert hat. Ich bin so froh, das ich genügend Zeit zur Verfügung hatte um abzutauchen in eine Welt, die mir so hoffentlich nie begegnet. Die Angst, die spürbar ist. Bärenkräfte die man entwickelt, weil man sich und diejenigen die man liebt beschützen möchte.

Ein Junge, der scheinbar unvorstellbares erlebt hat, vergisst und die Erinnerung an diesen ereignisreichen Abend liegt tief in ihm vergraben. Jetzt als Erwachsener schlittert er in einige fürchterliche Erlebnisse, aber auch diese lösen den Knoten nicht. Erst als seine Freundin entführt wird, kommt der Stein ins Rollen und wir als Leser fragen uns, was ist damals in dieser Nacht geschehen, in der Gabriel seine Eltern verloren hat. Hat er sie tatsächlich verloren? Ist er selbst zum Mörder geworden? Der Entführer nennt im ein Datum und es klingelt immer mehr in Gabriels Kopf, aber er kann und will der Lösung nicht auf die Spur kommen.

Wir tauchen tief ein in die menschliche Psyche und das Gabriel Zwiesprache mit Luke Sxywalker hält ist mehr als befremdlich.

Um Hilfe zu bekommen wendet sich Gabriel an seinen Bruder David mit dem er seit 30 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. David muss sich entscheiden, ob er seinem Bruder helfen wird oder ob er sich raushält. Er selbst weiß nicht, was damals in dieser Nacht geschehen ist und auch wir als Leser bleiben lange im Dunkeln. Der Autor versteht es den Spannungsbogen sehr lange zu halten. Wir leiden mit den Hauptprotagonisten und möchten sie manchmal schütteln, da ihr Verhalten mir mitunter sehr unwahrscheinlich erscheint. Gabriel bringt sich selbst immer wieder in Schwierigkeiten und Liz, die eingesperrt wurde und nur von einer Krankenschwester umsorgt wird, versucht sich fitzuhalten für ihre Flucht. Für mich unvorstellbar, da ich in Krisensituationen sicherlich nicht so besonnen reagieren würde.

Der Titel selbst passt wie die Faust aufs Auge, obwohl wir am Anfang nicht wissen, wieso das Cover ein Messer zeigt, was scheinbar durch das Buch schneidet und dabei seine blutigen Spuren hinterlässt. Die Auflösung kommt erst sehr spät und vorher könnte es auch ganz einfach "Cut" heißen, als wenn ein Regisseur eine Szene beendet oder es könnte auch einfach das Ausblenden der Erinnerung sein, die Gabriel schützen soll.

Für mich war es sehr spannend zu lesen zu was das menschliche Gehirn fähig ist. Dinge, die einen quälen einfach ausblenden und vergraben, damit sie uns nicht zerstört? Ob man so aber ein vernünftiges und geordnetes Leben führen kann? Das lasse ich einfach so dahin gestellt. Auf jeden Fall holt die Vergangenheit dich doch irgendwann ein, zumindest ist es in dem Fall von Gabriel so und da sich die einzelnen Puzzleteile nur nach und nach zusammenfügen. Die Erinnerung will und will nicht zum Vorschein kommen und dringt auch erst nach außen als es zum großen Showdown kommt, denn Gabriel steht einen gewaltigen Gegner gegenüber, der ihn vernichten will.

Ich muss diesem Thriller alle 5 Sterne vergeben, denn ich habe mich von Anfang an fesseln lassen und war fast enttäuscht das das Buch schon zuende war. Ich hatte Gänsehaut und konnte mit Gabriel wirklich mitleiden, denn er hat wirklich fürchterliches gesehen und das er dies verdrängen möchte, kann ich fast nachvollziehen.

Klar, das Liz sich Nachts im Park auf einen Spaziergang begibt und dabei überfallen wird, ist eigentlich schon logisch, denn wer ist so dämlich sich alleine auf den Weg zu machen? Das solche Dinge passieren können ist ja schon fast vorhersehbar. Von langer Hand geplant und nun ausgeführt um Rache an Gabriel zu nehmen.

Wer einen spannenden Thriller sucht, der wirklich auch in die Tiefe führt, zwar um einige Längen verfügt, dennoch das verspricht was der Klappentext verrät, fährt gut damit "Schnitt" zu lesen