Guter Erstling

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nuca Avatar

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Die Tatsache, dass es sich bei "Schnitt" um den ersten Roman des Autors handelt, lässt mich über ein paar Schwächen hinwegsehen. Aber die Grundidee finde ich gut und interessant umgesetzt. Ein Elfjähriger erlebt eine grausame Nacht, in der er seine Eltern verliert. Danach verliert er sich selber und schützt sich vor seinen Erinnerungen. Bis 30 Jahre später seine Freundin entführt wird und er sich erinnern muss, um sie zu retten. Wie er es schafft, in die dunkelsten Regionen seines Gehirns vorzudringen und welchen Personen er zwischenzeitlich in der Realität begegnet, wird spannend und unterhaltsam erzählt. Auch wenn man anfangs glaubt, das Ende vorauszuahnen, kommt doch alles anders.

Aber ich muss sagen, Marc Raabe, der in meinen Augen Sebastian Fitzek nacheifert, will zu viel auf einmal. An manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen, so muss Liz nicht unbedingt schwanger sein. Auch die Medienkritik, die anfangs zart anklingt, wird im späteren Verlauf des Buches nicht mehr aufgenommen. Dann hätte man sie von Beginn an aus dem Buch raushalten können. Weiterhin frage ich mich, ob es außer Berlin keine Städte mehr gibt, in denen ein Thriller spielen könnte.

Dennoch - es handelt sich hier um ein Erstlingswerk und das lässt mich hoffen. Marc Raabe hat jetzt schon einen interessanten Stil und einen sehr guten Umgang mit der Sprache gefunden und wenn er das ausbaut und "Anfangsfehler" nicht wiederholt, dann hat er gute Chancen auf dem deutschen Buchmarkt.