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hannah Avatar

Von

**"Feig, wirklich feig ist nur, wer sich vor seinen Erinnerungen fürchtet."**
_Elias Canetti_

_Inhalt_

1979: Gabriel ist ein 11-jähriger Junge, der sich abends in das Fotolabor seines Vaters schleicht, obwohl der dies immer wieder ausdrücklich verboten hat. Er entdeckt dort ein Video, dass ihn total verstört und um es zu vergessen, schaltet er schnell einen anderen Monitor an. Doch was er da sieht und hört, ist nicht besser - wenn nicht sogar noch schlimmer als das Video.

29 Jahre später: Gabriel ist erwachsen und hat eine Freundin (Liz), die von ihm schwanger ist. Er arbeitet für eine Sicherheitsfirma (Python) und an sich scheint sein Leben sich normalisiert zu haben (wäre da nicht das kleine Problem mit seiner Schizophrenie). Nach dem 13. Oktober 1979 wurden er und sein Bruder David in ein Heim gesteckt, da in dieser Nacht ihre Eltern starben. Gabriel war verhaltensauffällig und kam schließlich in die Geschlossene. Die Zeit in der Psychiatrie hat er mittlerweile weitestgehend verdrängt - und auch an die Nacht des 13. Oktober vor 29 Jahren kann er sich nicht mehr erinnern. Als er dann an einem Abend in eine alte verlassene Villa fahren muss, da dort der Alarm ausgelöst wurde, bekommt er einen Anruf von Liz, in dem sie sagt, sie sei überfallen worden und überall sei Blut - er macht sich direkt auf den Weg zu dem Park, den sie ihm genannt hat. Doch das einzige was dort zu finden ist, ist jede Menge Polizei und eine Leiche - allerdings nicht die von Liz. Ab diesem Abend ist Liz spurlos verschwunden. Zuvor hat er in der Villa eine seltsame Entdeckung gemacht. Obwohl das Haus seit Jahren leer steht, hängt im Keller vor der Alarmanlage ein schwarzes Kleid, an dem ein Papierstück hängt, dessen ursprünglicher Aufdruck allerdings durch das Wasser, das durch das Rohr an der Decke tropft total verschwommen ist. Gabriel kann sich das nicht erklären und auch die Fußspuren im Staub, die zu einem kleinen Safe - der leer ist - führen, machen für ihn keinen Sinn. Was kann in einem leerstehenden Haus schon zu holen sein?

Ein paar Tage nach Liz verschwinden bekommt er plötzlich ihr Handy. Ab diesem Zeitpunkt weiß er, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Als dann ein gewisser Val ihn auf Liz Handy anruft und ihm sagt, dass sie am 13. Oktober sterben wird, weiß er wenigstens schonmal, dass irgendein Psychopath sie entführt hat. Doch Val will kein Geld, er will einfach nur, dass Gabriel sich erinnert - an eine Nacht, die für ihn einfach nicht mehr existiert hat. Jetzt ist es für Gabriel ganz klar: Wenn er es nicht irgendwie schafft, sich an die Nacht, in der seine Eltern gestorben sind, zu erinnern, kann er Liz nicht retten - und das will er um jeden Preis.

 

_Meine Meinung_

Die vielen Rückblenden in Gabriels Kindheit sind anfangs noch etwas verwirrend. Mit der Zeit gewöhnt man sich allerdings daran und gerade diese Rückblenden bauen die Spannung im Buch noch mehr auf. Man fragt sich von Anfang an, wer dieser Val ist und warum er so sehr will, dass Gabriel sich erinnert. Dass er Liz ausgerechnet am 13. Oktober umbringen will, lässt darauf schließen, dass er etwas mit der Nacht 1979 zu tun haben könnte. Doch wer Val wirklich ist... da kommt man als Leser echt nicht drauf - und wenn, dann erst sehr sehr spät. Dieses Buch ist absolut spannend und geht total unter die Haut (eine schlaflose Nacht hat es mir auch beschert!).

 

_Fazit_

Nur was für starke Nerven! Es ist halt ein Psychothriller, der von Raabe so gut geschrieben ist, dass man sich richtig in Liz hineinversetzen kann, was allerdings dazu führt, dass man sich, wenn es dunkel ist, doch lieber einmal mehr umdreht um sich zu vergewissern, dass niemand hinter einem steht!