Schnittiger Thriller

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Mit "Schnitt" hat Marc Raabe einen harten und schnellen Actionthriller abgeliefert, der zwar nicht durch Innovation punkten kann, dafür aber durchaus gut zu unterhalten weiß.
Auf jedem gefühlt dritten deutschen Thriller ist inzwischen ja eine Lektüreempfehlung von Sebastian Fitzek aufgedruckt, die suggerieren soll, dass sich der Schreibstil des jeweilig beworbenen Autoren mit dem des Berliner Bestsellerautors deckt. Obwohl oftmals völlig absurd wirkend, stimmt hier wirklich einmal der Schreibstil und das Tempoverständnis von Fitzek mit dem von Marc Raabe nahezu überein und Fans von Fitzek dürften auch mit diesem Buch glücklich werden.

Im Präsens gehalten hetzt man mit den Protagonisten durch die Seiten und wird auch bei über 400 Seiten bei der Stange gehalten.
Ähnlich wie Fitzek verliert auch Marc Raabe nicht viele überflüssige Seiten, sondern steigt nach einem kurzen Prolog gleich in medias res ein und drückt auf das erzählerische Gaspedal. Beinahe vollständig in Berlin angesiedelt berichtet der Roman von dem unter einer partiellen Amnesie leidenden Wachmann Gabriel, der in einen zugegeben etwas konstruiert wirkenden Albtraum hineinstolpert, als seine Freundin verschwindet und ihm ein Mord zur Last gelegt wird.

Man fragt sich beständig, wer hinter dem Komplott steckt, in dem sich Gabriel verfangen hat, wer hinter dem Verschwinden der Freundin des Wachmanns steckt und was zum Teufel Gabriel als Kind vor dreißig Jahren gesehen hat, das heute so wichtig für bestimmte Kreise geworden ist.

Die Auflösung im etwas stereotypen Finale ist einer der schwächeren Momente in Marc Raabes "Schnitt", das ansonsten durchaus fesseln kann. Die titelgebenden Schnitte stimmen, immer wieder wechselt der Autor die Perspektive, bricht bestimmte Sequenzen ab, erzeugt Cliffhanger und lässt den Leser im luftleeren Raum zappeln. Für ein Debüt liest sich das Ganze bereits erstaunlich rund und es bleibt zu hoffen, dass Raabe mit weiteren Geschichten aufwarten kann, die meinetwegen ruhig ein wenig plausibler sein dürfen, bei denen das Tempo wie bei diesem schnittigen Thriller so gut durchgetaktet ist!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)