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schlumeline Avatar

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Der elfjährige Gabriel erlebt Schreckliches. In der Nacht, in der der Junge angelockt von einer roten Lichtquelle in den Keller seines Elternhauses hinabsteigt, entdeckt er etwas, das ihn noch sein ganzes Leben beschäftigen wird. Wenn er sich nur daran erinnern könnte was es tatsächlich war. Die Erinnerung nämlich fehlt ihm, seit in dieser Nacht das Haus abgebrannt ist und seine Eltern ums Leben gekommen sind. Der Junge durchläuft ein Martyrium. Heimaufenthalte, Drogenkonsum und die Einweisung in eine psychiatrische Klinik prägen sein Leben. Den Kontakt zum jüngeren Bruder Daniel verliert Gabriel völlig.

Nach 29 Jahren aber scheint es, als habe Gabriel ins Leben zurückgefunden. Als Mitarbeiter in einer Sicherheitsfirma hat er ein geregeltes Einkommen. Er ist verliebt und erwartet mit seiner Freundin Liz, einer erfolgreichen Journalistin, in Kürze ein Baby. Dieses geregelte Leben jedoch gerät erneut völlig aus den Fugen als Gabriel zu einem Einsatz fahren soll. In einer leerstehenden Villa wurde eingebrochen und Gabriel übernimmt die Kontrollfahrt für einen Kollegen. Zeitgleich wird an anderer Stelle in der Stadt Gabriels Freundin Liz niedergeschlagen und entführt. Die zur Hilfe gerufene Polizei aber entdeckt nur eine männliche Leiche. Gabriel gerät in das Visier der Ermittlungen.

Der Autor Marc Raabe schildert sein Debüt aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst einmal steht Gabriel Naumann im Mittelpunkt der Geschichte und Stück für Stück erfährt der Leser mehr über dessen Leben. Gabriel muss sich auf der Suche nach seiner Freundin und auf der Flucht vor der Polizei seiner Vergangenheit stellen. Derweil durchlebt Liz ihre ganz eigene Hölle und sowohl ihre Erlebnisse als auch die ihres Freundes Gabriel verlangen nicht nur den beiden selbst sondern auch dem Leser so einiges ab.

Geschickt ist hier der Spannungsaufbau gestaltet, wechselt doch die Erzählperspektive von einer Figur zur anderen. Der Leser ist hin- und hergerissen bei der Betrachtung von Gabriel und zweifelt mal an ihm und glaubt ihm dann auch wieder. Besonders die Stimmen in Gabriels Kopf geben hier hin und wieder zu denken, vor allem weil sie mal stärker und mal weniger stark ausgeprägt sind.

Besonders gefallen dürfte die enge Verbindung Gabriels zu seinem kleinen Bruder. Über Jahre haben sich die beiden nicht gesehen und dennoch ist da diese eigenartige Verbindung zwischen ihnen als sie sich nach so vielen Jahren wiedersehen. Daniel weiß nicht was damals geschah und Gabriel erinnert sich nicht. Werden die zwei gemeinsam einen Weg finden die Vergangenheit zu bewältigen oder ist das gar nicht möglich?

„Schnitt“ ist gelungen, spannend und von einer erdrückenden, niederschmetternden Atmosphäre geprägt. Ein Psychothriller den man lesen sollte.