Der Schein trügt

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Bei diesem, sehr dicken, Roman handelt es sich quasi um ein Porträt der Familie Schönwald, dazu gibt es aber auch immer wieder Einblicke in die deutsche und amerikanische Gesellschaft.

Harry und Ruth Schönwald sind seit Jahrzehnten verheiratet und haben drei, mittlerweile erwachsene, Söhne, womit insbesondere Ruth, die ihre Karriere als Literaturwissenschaftlerin für die Familie aufgegeben hat, immer wieder gehadert hat, ohne, dass das ihre Söhne und ihre Tochter jedoch groß mitbekommen haben. Als Tochter Karolin in Berlin einen queeren Buchladen eröffnet, kommt die Familie seit langem mal wieder vollständig zusammen. Nesthäkchen Benni, dessen Frau wenig mit seiner Familie anfangen kann, Karolin und Chris, der seiner Familie verheimlicht, dass er seine Professur in den USA verloren hat und nun für Trump und seine Anhänger Reden hält und Podcasts produziert. So brechen bei der Zusammenkunft immer mehr alte und neue Konflikte auf und Geheimnisse kommen ans Tageslicht.

Ich fand den Roman sehr interessant, insbesondere Chris Wandel vom liberalen Literaturprofessor zum Unterstützer Trumps. Aber auch alle anderen Charaktere werden vom Autor sehr genau gezeichnet und man versteht nach und nach immer besser, was sie dabei beeinflusst hat, so zu werden, wie sie sind. Das alles erfordert aber natürlich sehr viel Raum im Buch, mir persönlich hätte es genügt, hätte der Autor sich auf weniger Charaktere beschränkt, was die ausführliche Vorgeschichte angeht. Ansonsten ist der Schreibstil gut lesbar und man merkt, dass der Verfasser sich sehr gut auskennt, sowohl was die amerikanische Gesellschaft als auch, was die aktuellen Verhältnisse in Deutschland angeht.