faszinierend bis zum Ende

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sammymotorrad Avatar

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Bereits das Buch-Cover und die Einleitung versprechen eine spannende Famileingeschichte. Die Schönwalds, eine scheinbar normale Familie mit mittlerweile drei erwachsenen Kindern. Die Eltern Ruth und Hans-Harald sind in einer Zeit und einem Milieu aufgewachsen, in dem man nicht über Gefühle spricht, wo das ganze Leben einfach funktionieren muss.
Bereits am Anfang gibt der älteste Sohn Chris einen Einblick ins ein Leben. Wohnt und arbeitet in den USA, was er immer wollte. Verlor seinen Job als Professor, da er sich in einem Strudel aus falscher Loyalität, Ängsten und einer scheinheiligen Welt widerfand und dieser kaum entrinnen kann. Unverständlich zunächst lässt er sich darauf ein, eine Tätigkeit aufzunehmen, die er eigentlich verabscheut.
Aber auch seine Schwester Karoline, die auf den ersten Blick einen Lebenstraum verwirklichen will, scheitert kläglich.
Und auch der jüngste Sohn Benni scheint in seiner Familie nicht sein Glück zu finden.
Der Autor begibt sich auf eine Reise nach den Ursachen des Scheiterns aller Beteiligten und der Klärung der Beziehung der Einzelnen untereinander. Fragen nach der Rolle der Wahrheit, nach Schuld, Erziehung, Verdrängung werden aufgeworfen. Inwieweit wirkt sich die Erziehung auf spätere eigene Entscheidungen aus? Gesellschaftskritische Probleme werden in diesem Kontext gesehen.
Dem Autor ist es super gelungen, das Familienkonstrukt zu skizzieren und letztendlich einen Lösungsansatz unter Einbeziehung aller Beteiligten zu bieten.
Der Schreibstil ermöglicht ein leichtes, verständliches Lesen, es gelingt ihm, den Leser zu fesseln und in die Familiengeschichte hineinzuziehen.
Günstig wären jedoch gelegentliche Absätze, weniger englische Sprache und Fachvokabular. Die mitunter kurzen Aussagen über die "Ossis" finde ich jedoch fehl am Platz, weil sie nicht die Realität widerspiegeln.
Insgesamt ein lesenswertes Werk, welches nachdenklich macht und anregt, über das eigene Leben doch einmal nachzudenken.