Holt die Vergangenheit uns immer wieder ein ?
Der 1974 geborene Autor und Journalist Philipp Oehmke legt nach seinem beachtlichen biografischen Debüt über >>Die Toten Hosen<< seinen ersten Roman >>Schönwald<< im Piper - Verlag vor und um es vornweg zu sagen : es ist ein grossartiger Roman geworden, unterhaltsam, tiefgründig und voller Esprit.
Die Schönwalds - was für ein Kaleidoskop einer Familie : Die Eltern aus Köln, wohlhabend, beide Ende siebzig und eigenwillig wie ihre Kinder auch.
Der Vater, ein ehemaliger Oberstaatsanwalt, der auf seine Art gutmütig und herrlich rückständig ist im Kampf gegen die Tücken der sich zunehmend technisierenden Gesellschaft und der seine Ehe durch den heimlichen Besuch bei eine privat finanzierten Psychotherapeutin zu begreifen versucht.
Ruth, seine intellektuelle Ehefrau, als Studentin ZEIT-Abonnentin und später beinahe Professorin und nun beseelt davon, alle möglichen Konflikte (und in den wenigen Tagen, in denen der Roman spielt, kommen eine Menge davon auf sie zu) klein zureden und mit aller Kraft zu ignorieren. Müssig darüber zu berichten, wie es um die emotionalen Bindungen zu ihren Kindern bestellt ist.
Das Paar und ihre drei Kinder treffen zur Eröffnung eines Buchladens ihrer mittleren (vielleicht lesbischen ?) Tochter Karolin in Berlin-Kreuzberg zusammen, irritiert durch einen schwerwiegenden Vorfall in den Stunden der Eröffnung.
Karolin hat eine schwierige Suche nach ihrer Identität hinter sich, war schon einmal verheiratet, jedoch alsbald wieder geschieden, was auch auf ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit zurückzuführen ist. Letztlich ist sie es auch, die einem weiteren dunkeln Familiengeheimnis auf die Spur kommt, an welchem sie indirekt beteiligt war.
Trost konnte ihr oft ihr grosser Bruder Chris spenden, ein erfolgreicher linker Literaturprofessor in New York, welchem jedoch fristlos gekündigt wurde und der sich gegen seine eigentliche Überzeugung einer zu den amerikanischen Rechtsradikalen zählenden propagandistischen Trump-Befürworter-Organisation angeschlossen hat und von dieser auch fürstlich entlohnt wird.
Diese abenteuerliche Entwicklung jedoch konnte er bislang erfolgreich vor seiner Familie in Deutschland geheimhalten und er tut vieles dafür, dass dies auch so bleibt.
Erst im vorletzten der dreizehn Kapitel erfährt der Leser den Grund seiner Kündigung, indem sich ein weiterer Kreis des Romans eindrucksvoll schliesst.
Eines seiner wunderbaren charakteristischen Merkmale ist sein intellektuelles Ironie-Tourette.
Und schliesslich ist da noch Benni, verheiratet mit Emilia und Vater von zwei behüteten Jungs, selbst Nachzügler und hochbegabt, was seinen beruflichen Werdegang betrifft, doch im Umgang mit seiner Frau (die zu den Schönwalds eine sehr kritische Distanz aufbringt, obschon sie selbst in verwöhnten Verhältnissen aufgezogen wurde) legt sich ein düsterer Schatten auf seine Seele, die ihn zu unflätigen verbalen Beleidigungen treiben, die nicht nur die vermeintliche Idylle ihres Anwesens in Brandenburg zerstören.
Kann ein vergleichsweise junger Autor eine Geschichte schreiben, die über mehrere Generationen in die jüngere Vergangenheit zurückreicht und deren unausgesprochene Nichtbewältigung die Familie in der Gegenwart konfliktreich einholt ?
Ja - er kann, weil Oehmke ein intelligenter Erzähler und gut reflektierender Betrachter von Vergangenheit und Gegenwart ist und seine Figuren bis in die Nebenrollen differenziert anlegt, ohne sie zu diffamieren.
Dabei erzählt er geistreich und detailreich und beschert jedesmal Freude, den über 500 Seiten Roman zur Hand zu nehmen und weiterzulesen.
Die Kinder bleiben die Kinder ihrer Eltern - mit allen Vorzügen und mit allen Schwächen und - keiner ist ganz gut und keiner ist ganz schlecht.
Den Leser erwartet ein in die aktuelle zeitgeschichtliche Gegenwart eingebetteten Roman, der zugleich herausragend gute Unterhaltung verspricht und ein präzises Abbild unserer eben auch oftmals verstörenden Gesellschaft darstellt (selbst wenn er in der sogenannten Oberschicht angesiedelt ist) und der sich - wenn überhaupt solcherart Vergleiche noch erforderlich sein sollten - würdig in die Reihe der gegenwärtigen Familienromane wie >>Crossroads<< von Jonathan Franzen einreiht.
Die Schönwalds - was für ein Kaleidoskop einer Familie : Die Eltern aus Köln, wohlhabend, beide Ende siebzig und eigenwillig wie ihre Kinder auch.
Der Vater, ein ehemaliger Oberstaatsanwalt, der auf seine Art gutmütig und herrlich rückständig ist im Kampf gegen die Tücken der sich zunehmend technisierenden Gesellschaft und der seine Ehe durch den heimlichen Besuch bei eine privat finanzierten Psychotherapeutin zu begreifen versucht.
Ruth, seine intellektuelle Ehefrau, als Studentin ZEIT-Abonnentin und später beinahe Professorin und nun beseelt davon, alle möglichen Konflikte (und in den wenigen Tagen, in denen der Roman spielt, kommen eine Menge davon auf sie zu) klein zureden und mit aller Kraft zu ignorieren. Müssig darüber zu berichten, wie es um die emotionalen Bindungen zu ihren Kindern bestellt ist.
Das Paar und ihre drei Kinder treffen zur Eröffnung eines Buchladens ihrer mittleren (vielleicht lesbischen ?) Tochter Karolin in Berlin-Kreuzberg zusammen, irritiert durch einen schwerwiegenden Vorfall in den Stunden der Eröffnung.
Karolin hat eine schwierige Suche nach ihrer Identität hinter sich, war schon einmal verheiratet, jedoch alsbald wieder geschieden, was auch auf ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit zurückzuführen ist. Letztlich ist sie es auch, die einem weiteren dunkeln Familiengeheimnis auf die Spur kommt, an welchem sie indirekt beteiligt war.
Trost konnte ihr oft ihr grosser Bruder Chris spenden, ein erfolgreicher linker Literaturprofessor in New York, welchem jedoch fristlos gekündigt wurde und der sich gegen seine eigentliche Überzeugung einer zu den amerikanischen Rechtsradikalen zählenden propagandistischen Trump-Befürworter-Organisation angeschlossen hat und von dieser auch fürstlich entlohnt wird.
Diese abenteuerliche Entwicklung jedoch konnte er bislang erfolgreich vor seiner Familie in Deutschland geheimhalten und er tut vieles dafür, dass dies auch so bleibt.
Erst im vorletzten der dreizehn Kapitel erfährt der Leser den Grund seiner Kündigung, indem sich ein weiterer Kreis des Romans eindrucksvoll schliesst.
Eines seiner wunderbaren charakteristischen Merkmale ist sein intellektuelles Ironie-Tourette.
Und schliesslich ist da noch Benni, verheiratet mit Emilia und Vater von zwei behüteten Jungs, selbst Nachzügler und hochbegabt, was seinen beruflichen Werdegang betrifft, doch im Umgang mit seiner Frau (die zu den Schönwalds eine sehr kritische Distanz aufbringt, obschon sie selbst in verwöhnten Verhältnissen aufgezogen wurde) legt sich ein düsterer Schatten auf seine Seele, die ihn zu unflätigen verbalen Beleidigungen treiben, die nicht nur die vermeintliche Idylle ihres Anwesens in Brandenburg zerstören.
Kann ein vergleichsweise junger Autor eine Geschichte schreiben, die über mehrere Generationen in die jüngere Vergangenheit zurückreicht und deren unausgesprochene Nichtbewältigung die Familie in der Gegenwart konfliktreich einholt ?
Ja - er kann, weil Oehmke ein intelligenter Erzähler und gut reflektierender Betrachter von Vergangenheit und Gegenwart ist und seine Figuren bis in die Nebenrollen differenziert anlegt, ohne sie zu diffamieren.
Dabei erzählt er geistreich und detailreich und beschert jedesmal Freude, den über 500 Seiten Roman zur Hand zu nehmen und weiterzulesen.
Die Kinder bleiben die Kinder ihrer Eltern - mit allen Vorzügen und mit allen Schwächen und - keiner ist ganz gut und keiner ist ganz schlecht.
Den Leser erwartet ein in die aktuelle zeitgeschichtliche Gegenwart eingebetteten Roman, der zugleich herausragend gute Unterhaltung verspricht und ein präzises Abbild unserer eben auch oftmals verstörenden Gesellschaft darstellt (selbst wenn er in der sogenannten Oberschicht angesiedelt ist) und der sich - wenn überhaupt solcherart Vergleiche noch erforderlich sein sollten - würdig in die Reihe der gegenwärtigen Familienromane wie >>Crossroads<< von Jonathan Franzen einreiht.