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siriamaria Avatar

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PHILIPP OEHMKE erscheint mir als deutsches Äquivalent zu Jonathan Franzen
"Die Korrekturen". Beides sind Familiengeschichten, in denen es um die Anpassung der Kinder und ihrer beruflichen Wünsche an die gesellschaftlichen Realitäten im Spiegel der Erwartungen der Eltern. Beide Romane lesen sich sehr zäh und verlieren sich im Detail. 21 Jahre später erscheint PHILIPP OEHMKEs Roman. Eine geballte Ladung an Schlagworten von den Themen, die jetzige Gesellschaft im Blickfeld hat, was sich in dem Begriff »Kwiere Literatur« kummuliert. Ausgerechnet die Tochter von Ruth eröffnet einen Buchladen mit Schwerpunkt LGBTQIA, Lesbisch-Gay-Bisexuell-Transgender-Intergeschlechtlich-Asexuell, viel komplizierter als die lila Buchläden zu ihrer Zeit. Ruth hat ein Germanistik Studium absolviert und "genügend Zeit an literaturwissenschaftlichen Seminaren westdeutscher Uni-
versitäten verbracht, als dass ihr die Klagen über die patriar-
chalische Perspektive neu wären", dennoch reagiert sie mit Unverständnis auf die beruflichen Selbstverwirklichungswünsche ihrer Tochter.
Die Leseprobe endet mit: »Dein Vater glaubt immer, alles müsse besprochen werden. Doch das ist ein Irrglaube.«
Es sei das ewige Besprechen und Auseinandernehmen der Probleme, erklärte sie ihrem Sohn, das die wahren, auf alle Zeiten unheilbaren Wunden verursache. Die Konflikte auf sich beruhen zu lassen, sie mit aller Kraft zu ignorieren, sie sogar, wenn man so wolle, unter den Teppich zu kehren,
hingegen sei eine menschlich erprobte und bewährte Überlebensstrategie."
Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, leider werden Antworten auf die jetzigen gesellschaftlichen Themen nur gestreift und es bleibt eine übliche dysfunktionale Familie. Schade, komprimierterer Erzählstil hätten dem Roman gutgetan.