keine Familie zum Liebhaben

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katma Avatar

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"Schönwald" von Philipp Oehmke soll DAS eine Buch sein, das man dieses Jahr lesen soll, soweit der Werbetext. Und was soll ich sagen, zumindest für mich trifft das auch zu. Die Familie Schönwald funktioniert bestens, alle haben sich in ihren Rollen eingefunden, versuchen, sich selbst zu verwirklichen und dabei ein gutes Bild abzugeben. Nun kommen alle zur Einweihung des "queeren Bookstore's" der Tochter zusammen, bei dem es zu einem unerfreulichen Zwischenfall kommt, der die Familie dazu zwingt, ihre bequemen Positionen zu verlassen und sich verdrängten Wahrheiten zu stellen. Ganz vielfällige Themen, wie Familie und ihre Rollenbilder, Moral, Frauenfeindlichkeit und Metoo, politische Debatten, sexuelle Orientierung, Betrug und auch Missbrauch werden zu einer großartigen Geschichte verwoben, dabei werden die einzelnen Charaktere fein gezeichnet und es gibt tiefe Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart. Dabei ist die Geschichte humorvoll und unterhaltsam! Besonders hat mir gefallen, dass der Text ehrlich daherkommt und sich traut, Unsinnigkeiten unserer Zeit aufs Korn zu nehmen. Auch der Aufbau des Buchs, bei dem kapitelweise ein Familienmitglied in den Focus gestellt wird, ist fesselnd.

Das Ende des Buches kommt unverhofft abrupt, da hätte ich mir ein wenig mehr versprochen.