Schillernder Querschnitt unserer Gesellschaft

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silke0301 Avatar

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In seinem Roman "Schönwald" zeichnet Philipp Oehmke ein schillerndes Bild unserer Gesellschaft, in dem er den Bogen vom Bildungsbürgertum bis hin zur woken Generation Z spannt.
Im Zentrum des Romans steht die Familie Schönwald. Das ist zum einen Harry Schönwald, berenteter Staatsanwalt, gesellig und kommunikativ, der sehr erfolgreich war in seinem Beruf und nun seinen Ruhestand genießt. Seine Frau, Ruth, hatte ebenfalls eine großartige Karriere als Literaturwissenschaftlerin vor sich, musste aber zugunsten ihres Mannes und der drei Kinder zurückstecken. Der älteste Sohn, Chris, wurde erfolgreicher Literaturprofessor an der Columbia in New York, bis ihm ein akademisches Machtspiel zum Verhängnis wurde. Seine Schwester, Karolin, ist gerade dabei, in Berlin einen queeren Buchladen zu eröffnen. Zuletzt gibt es noch Benni, den jüngsten, der mit Frau und zwei Kindern in einem Haus auf dem Land lebt. Vordergründig scheint dies eine einigermaßen durchschnittliche Akademiker-Familie zu sein, doch es stellt sich heraus, dass alle ihre Geheimnisse haben und nichts so ist, wie es nach außen scheint.
Der Roman ist großartig geschrieben, die Charaktere schillernd und doch sehr realistisch und überzeugend in ihren Motivationen gezeichnet. Es werden nahezu alle großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit angerissen: Die Schwierigkeiten, die Frauen nach wie vor im Hinblick auf ihre Karrieren haben, sobald sie eine Familie gründen, akademische Intrigen und Machtspiele, die Hipster-Bewegung, die teilweise überzogen und realitätsfremd anmutenden Ideale der Generation Z und nicht zuletzt die MAGA-Bewegung um Donald Trump. Alles in allem ein großartiger Roman und eine absolute Leseempfehlung!