Spiegel der Gesellschaft

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Das Cover ist zwar sehr schlicht gehalten, durch die Farben aber dennoch catchy und lässt viel Spielraum für eigene Interpretationen.
Das Thema des Buches ist genauso relevant für jeden in unserer Gesellschaft wie spannend, genauso schwierig wie unvermeidbar: Wie geht jeder Einzelne, aber auch Familien und gar die gesamte Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit um? Hier im besonderen Fall mit den nationalsozialistischen Geschehnissen in Deutschland. Auf Grundlage dieses Konflikts werden Umgangsstrategien wie z.B. die der Verdrängung thematisiert, der in der Familie Schönwald an der Tagesordnung steht und nicht nur die vermeintliche Nazi-Vergangenheit betrifft, sondern auch weitere Probleme umfasst.
Darüber hinaus dreht sich viel um die familiären Strukturen der Schönwalds, in denen sich Ehrlichkeit und Kommunikation auch eher schwierig gestalten.
Als Leser/in begleitet man kapitelweise jeweils ein anderes Familienmitglied - jedes für sich sehr unterschiedlich, charismatisch, leicht überspitzt und etwas stereotyp, aber ich bin mir sicher dass jeder Menschen aus seinem eignen Umfeld zumindest ansatzweise in den Charakteren wieder erkennt: Die Mutter Ruth, Meisterin des Unter-den-Teppich-Kehrens, die Tochter Karin, die sensibel und traumatisiert versucht, sich selbst zu verwirklichen, und Christoph, der sein Image als erfolgreicher großer Bruder krampfhaft aufrechtzuerhalten versucht. So erlebt man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven, lernt die Gedanken, Gefühle und Beweggründe der Beteiligten kennen und bekommt einen Überblick über den Gesamtzusammenhang.
Das Buch hält unserer Gesellschaft so deutlich den Spiegel vor und thematisiert sehr viele sehr wichtige Aspekte, sowohl in persönlicher, familiärer als auch gesamtgesellschaftlicher Hinsicht - dank dem ironischen und sehr charakterstarken Schreibstil gleichzeitig auch ein amüsantes Leseerlebnis!