Umfassende Familienaufstellung in Romanform und heutiger Zeit

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evelynmartina Avatar

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Familie Schönwald, bestehend aus inzwischen betagten Eltern sowie drei erwachsenen Kindern, treffen in Berlin zusammen, da die Tochter eine queere Buchhandlung eröffnen will. Doch soweit kommt es nicht, denn junge Leute aus der digitalen Welt machen dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Angeblich soll nämlich der finanzielle Hintergrund in der Nazi-Vergangenheit des Großvaters liegen. Aber nicht nur der Opa, sondern auch jedes einzelne Familienmitglied scheint ein Geheimnis mit sich zu tragen, das nach und nach zu Tage tritt.

Nach einem temporeichen Beginn flacht die eigentliche Familiengeschichte nach meinem Empfinden etwas ab, blitzt jedoch immer wieder auf und führt schließlich zu einem erwartbaren Ende. Bis dahin wird der Leser gefordert - lange, verschachtelte Sätze; permanente Zeit- und Ortssprünge; brisante, topaktuelle Themen der Gesellschaft und Politik und zwischendrin eigenwillige, problembehaftete Haupt- und Nebenfiguren, die sorgfältig porträtiert werden und langsam Gestalt annehmen. Man muss am Ball bleiben, um den Faden nicht zu verlieren, den Philipp Oehmke übrigens zu keinem Zeitpunkt verliert, auch wenn er des Öfteren vom Kern abschweift und sich im Fabulieren übt. Dass der Autor Redakteur ist und war, ist der Art und Weise seines Erzählens und seiner Wortwahl deutlich anzumerken, finde ich - up-to-date und auf der Höhe der Zeit, außerdem mit einem Schuss Humor und Sarkasmus versehen. Noch dazu hat er offensichtlich ein paar Eckpunkte aus seinem bisherigen Leben mit ins Geschehen einfließen lassen.

Gelesen habe ich die Geschichte der Schönwalds ganz gerne, mich in dem einen oder anderen ein Stück weit wiedergefunden und im Gesamten gut unterhalten gefühlt. Manche Längen hat es für mich während des Schmökerns dennoch gegeben und zum Schluss den Gedanken: „Too much“, um beim Sprachstil des Romans zu bleiben. Ein bisschen weniger von allem wäre vielleicht mehr gewesen.