Super süß!

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tausendundeineseite Avatar

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Nachdem ich schon so begeistert von Emily Seymour war, musste ich natürlich auch das neuste Buch von Jennifer Alice Jager lesen. Dem Klappentext habe ich es nicht angemerkt, aber tatsächlich spielt School of Myth and Magic in der gleichen Welt wie Emily Seymour und könnte somit als Spin-off bezeichnet werden. Muss man Emily zwingend vorher lesen? Nicht unbedingt, würde ich sagen. Die Geschichte steht unabhängig von den Geschehnissen in Emily Seymour und die Hintergründe muss man nicht unbedingt kennen.
Ich würde es aber trotzdem empfehlen. Erstens, um einen besseren Einblick in das World Building zu bekommen. Zwar sind auch diese Fakten nicht zwingend notwendig für den Kuss der Nixe, aber Neuleser könnten sich evtl daran stören, dass manche Informationen einfach nicht weiter ausgebaut werden. Außerdem kommen durchaus ein paar Charaktere aus Emily Seymour vor. Zwar nur in kleinen Rollen, und wie gesagt, ihre Hintergründe muss man nicht unbedingt kennen, aber wer mag es nicht, die Easter Eggs zu erkennen? Zuletzt könnte Emily Seymour sehr gut dabei helfen, das Ende dieses Buches zu verstehen. Da gibt es nämlich durchaus ein paar Gemeinsamkeiten. Generell wird alles erklärt, was man wissen muss, aber die Zusatzinformationen können einem einiges an Rumgrübeln ersparen.

Das Buch fängt langsam an, sehr viel langsamer als Emily, bei der von Beginn an der Einsatz hoch ist. Unsere Nixe führt ein deutlich gewöhnlicheres Leben - Devin findet bei einem unglücklichen Zwischenfall an ihrem Geburtstag heraus, dass sie eine magische Kreatur ist, und wird auf eine Schule in Norwegen geschickt, wo sie ihre Fähigkeiten besser kennenlernen soll. Keine Lebensgefahr, kein drohender Krieg, nur die gewöhnlichen Probleme eines übernatürlichen Jugendlichen. In dem Internat lernt sie einen Haufen interessanter, wenn auch etwas klischeebehafteter Leute kennen. Es gibt den starken, attraktiven Kerl mit seinem lustigen besten Freund, die großherzige Außenseiterin, die aufgestylte Oberzicke. Das Internatsleben ist simpel gehalten, mit Unterrichtseinheiten, in denen Devin über ihre eigene und andere Spezies lernt, Frühstück im Speisesaal und Zickenkrieg.
Zwar ist die Handlung nur ein bisschen vor sich hin geplätschert, aber gelangweilt habe ich mich nicht. Schön fand ich dabei wie immer den Schreibstil. Humorvoll und locker, sehr angenehm zu lesen. Der hat es einem leicht gemacht, durch die alltäglichen Geschehnisse zu fliegen. Ich mochte es auch, mehr über die verschiedenen magischen Kreaturen zu erfahren – Nekromanten kamen hier kaum vor, der Fokus liegt natürlich in erster Linie auf Nixen. Aber auch Faune, Drachen, Vampire, Hexen und Sirenen haben kleinere oder größere Rollen gespielt. Insgesamt wurde das World Building also etwas weiter ausgereift. Zeit- und Kulturreisen durch die Raumfalten gibt es dafür weniger. Wobei ich auch hier positiv anmerken muss, dass das Buch nicht einfach in den USA oder in Großbritannien spielt, sondern nach Norwegen verfrachtet wird. Es gibt zwar keine ganz so große Dosis Kultur wie in anderen Büchern, aber immer wieder wird auf die norwegische Natur angespielt - das Setting macht sich also durchaus bemerkbar.
Vielleicht hätte ich den Mangel an Raumfalten-Handlungen schade gefunden, aber das Potential wurde in Emily Seymour bereits so schön ausgeschöpft. Wer das immer noch nicht gelesen hat und mehr über Raumfalten erfahren möchte – unbedingt lesen! So gesehen fand ich es eigentlich sogar erfrischend, den Fokus auf etwas anderes zu lesen. Wenn es das gleiche Szenen-Hopping gegeben hätte, wäre es evtl. langweilig geworden, so sehr mir das in Emily auch gefallen hatte.
Devins Charakter war mir auch sehr sympathisch. Teilweise hätte ich wahrscheinlich andere Entscheidungen getroffen, aber ich konnte ihre Sichtweise stets nachvollziehen. Natürlich verhält sie sich ihrem Alter entsprechend – aber ich fand es angenehm, dass sie so gar keine Lust hatte, auf den Zickenkrieg einzugehen. Man hat ja auch größere Probleme im Leben.

Als die Handlung dann langsam Fahrt aufnimmt, war ich bereits komplett in der Geschichte drinnen. Gerne hätte es etwas früher losgehen können, auch wenn die Handlung von Beginn an angeteasert wurde. Aber wirklich problematisch fand ich das Tempo nicht. Dafür wurde es dann auch gut spannend, vielleicht auch gerade dadurch, dass immer nur kleine Häppchen gefüttert wurden und man nie ganz wusste, was noch auf einen zukommt. Ein paar mysteriöse Rätsel, Charaktere, die nicht so sind, wie sie zu sein scheinen, überraschende Erkenntnisse… ich fand es großartig.

Der romantische Aspekt des Buches war in Ordnung. Ab und zu wollte ich den Charakteren einen kleinen Schubs geben, aber im Endeffekt war ich doch ganz zufrieden. Aber nur, wenn im nächsten Band dann auch genau das passiert, was ich mir erhoffe.

Es fällt mir wirklich schwer, nicht zu viel in dieser Rezension zu spoilern, aber ich kann ankündigen, dass das Ende fies ist. Nicht so fies wie in Emily, würde ich sagen, aber ich hätte jetzt gerne den zweiten Band, bitte danke. Insbesondere über eine ganz bestimmte Person möchte ich dringend mehr lesen. Da erwarte ich noch einiges zu erfahren.

Honorary Mentioning of Seth Cardeles. Ich will nicht zu viel verraten, weder für Neuankömmlinge in diesem Universum, noch für Emily-Leser, aber ich liebe ihn inzwischen ziemlich. Können wir bitte ein Buch über ihn kriegen? Das fände ich toll.

Herzlichen Dank an NetGalley und den Ravensburger Verlag für ein Rezensionsexemplar im Gegenzug für eine ehrliche Rezension!