Weihnachts-Schnulze

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karschtl Avatar

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Das Cover wirkte mich schon von Beginn an etwas altbacken, und leider kann ich dieses Attribut nun - nach Lesen des gesamten Buches - auch auf die Geschichte anwenden. Altbacken und schnulzig.
Dabei kann ich gar nicht genau meinen Finger drauf legen, was mich wirklich so richtig gestört hat an der Geschichte.
Vielleicht dass Anna und Mike ihre jeweiligen neuen Liebhaber plötzlich (und irgendwie völlig grundlos) gar nicht mehr leiden können. Warum das so ist, erschließt sich mir nicht. Oder auch wie unrealistisch es auf mich wirkt, wie Sean und Thea miteinander umgehen und reden (er nennt eine völlig Fremde "Wichtel" und behandelt sie wie man sonst eine beste Freundin behandelt). Oder auch wie immer und wirklich immer wieder wenn Thea mal ein paar Momente Ruhe + Nachdenkzeit hat ihre Gedanken nur um ihren Ex und das verlorene Baby kreisen. Oder wie Thea wie eine alte vertrocknete Jungfer wirkt (nicht nur durch die Titulierung 'Sitzengebliebene', sondern auch vor allem durch das was sie sagt, denkt und tut) - ich hatte vor meinem geistigen Auge immer eine Dame 40+, dabei ist sie doch eigentlich in ihren 30ern.
Völlig unverständlich fand ich auch, warum Anna + Mike, ein Alt-Hippie-Pärchen wohlgemerkt, glauben dass ihre erwachsenen Kinder verstört wären, wenn sie das Zimmer (und Bett) mit ihren neuen Partnern teilen würden. Das wollen sie ihnen auf keinen Fall antun! Nicht so verstörend finden sie jedoch, wenn sie selbst, die doch seit einem Jahr getrennt sind, sich für die paar Tage wieder ein Bett teilen. Ich als Tochter wäre damit noch viel mehr verwirrt! Wie gesagt, es gab so einiges dass ich nicht nachvollziehen konnte oder als unrealistisch empfand.

Das Küssen unterm Mistelzweig kennt man hierzulande vor allem aus Filmen. Dass mit dem Mistelzweig auch eine gewisse Magie verbunden ist, an die einige Leute scheinbar glauben war mir neu. Ich selbst bin ja nicht so sehr für derartigen Aberglauben zu haben, aber wenn es in England Teil der Tradition ist auch an die magische Wirkung der Mistel zu glauben dann soll dem so sein. Mittels dieser Magie werden im Buch nämlich so einige Dinge erklärt und schlussendlich findet sich der Mistelzweig ja auch im Titel wieder (im Original übrigens ebenfalls) - ihm wird hier also eine wichtige Bedeutung zugeschrieben.

Trotz all dieser Kritik liest sich das Buch schnell und auch einigermaßen gut. Ich habe mich beim Lesen auch nicht unbedingt gelangweilt, auch wenn man die Beziehungs-Konstellationen am Ende schon früh absehen konnte. Aber die Dialoge und eben teilweise auch gewisse Typisierungen der Charaktere fand ich unglaubwürdig, unrealistisch, schnulzig. Bei den weihnachtlichen Frauen-Schmökern, von denen es ja so einige gibt, würde dieses Buch nicht in meiner Hitliste landen.