Eine äußerst gelungene Mischung aus Harry Potter und Robin Hood!

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Gabriel Avery ist ein brillanter Taschendieb. Der Dreizehnjährige stiehlt jedoch zumeist nur, um seinen hungrigen Bauch und den seiner Grandma zu füllen. Seit er sich erinnern kann, lebt er bei seiner Großmutter – von seinen Eltern weiß er nichts. Eines Tages wird er von Caspian Crook beim Stehlen erwischt. Doch statt die Polizei zu alarmieren, lädt der mysteriöse Mann Gabriel ein, die Schule für Meisterdiebe zu besuchen. Der Junge ist neugierig und wagt den Eintritt in das Internat namens Crookhaven. Dort werden Schüler im Schlösserknacken, Computerhacken, Fälschen und noch vielem mehr ausgebildet – dies alles jedoch mit dem Zweck, Gutes damit zu tun und als eine Art Robin Hoods in der Welt aufzutreten. Gabriel findet schnell Freunde und genießt es, nicht mehr der Außenseiter, sondern unter Gleichgesinnten zu sein. Aber dann kommt er einem ziemlich großen Geheimnis auf die Spur...

Dieser Kinderroman ist für mich ein weiteres Glanzstück im Buchbereich dieses Jahres. Es gibt so viele wirklich, wirklich gute und spannende Geschichten für Kinder, die auch Erwachsene genießen können, und das Buch von J. J. Arcanjo gehört meiner Ansicht nach auf jeden Fall dazu! Der portugiesisch-britische Autor hat übrigens einen Abschluss in Kriminologie und Psychologie. Er weiß also, wovon er schreibt, und das merkt man.

An einigen Stellen erinnert "Die Schule der Meisterdiebe" an Harry Potter. Dies meine ich aber ganz positiv, denn es ist niemals ein Abklatsch davon, sondern zieht den Leser mit seiner ganz eigenen Ausdruckskraft in den Bann. Gabriel wuchs wie Harry ohne seine Eltern auf. Statt mit einem Zauberstab oder Zaubersprüchen "zaubern" die Gauner von Crookhaven mittels Fingerfertigkeit, Cleverness, Psychologie und Wendigkeit. Genau wie bei Harry Potter gibt es Unterrichtsfächer, die es an Schulen für Normalsterbliche nicht gibt, beispielsweise "Täuschung", "Geschichte der Gaunerei", "Krimnastik" und "Infiltration". Es gibt Freunde und Feinde unter den Mitschülern, und es gibt Legaten und Meriten – also Gauner, die von Geburt an Gauner sind (aufgrund ihrer Eltern und Vorfahren) und Gauner, die es sich verdient haben, auf die Meisterdiebe-Schule zu gehen. Dies erinnert an die Reinblütler und die Schlammblütler bei Harry Potter.

Als Erwachsene habe ich persönlich bei Aussagen wie der folgenden innerlich Beifall geklatscht:

"Wollen Sie das große Geheimnis dieser Welt erfahren, Gabriel Avery? Die wahren Verbrecher tragen keine Sturmhauben, sie tragen maßgeschneiderte Anzüge und haben ein Lächeln im Gesicht. Und die meisten sind zu reich und zu mächtig, um für ihre Übeltaten zahlen zu müssen. […] Das ist im Grunde genommen das, was wir hier in Crookhaven machen: Wir tun Unrecht, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen."
(S.49, "Schule der Meisterdiebe")

Ich habe das Buch ausgesprochen gerne gelesen, was unter anderem selbstverständlich auch an der flüssigen Übersetzung von Maren Illinger liegt. Timo Grubing illustrierte das tolle Titelbild und die schwarz-weiß Kapitelvignetten.

Glücklicherweise wird der zweite Band bereits im Frühjahr 2024 auf Deutsch erscheinen. Auf Englisch gibt es ihn schon. Und auch ein dritter Band ist in Planung. Juhuuu! :)

"Die Schule der Meisterdiebe" ist ein äußerst gelungener und origineller Kinder- und Jugendroman, der sich spannend und auch lustig liest, und der sich wie eine Mischung aus Harry Potter und Robin Hood anfühlt. Ich empfehle euch diesen Reihenauftakt aus Überzeugung!