Es ist nicht alles Schwan, was Federn hat
Wow, diese Leseprobe hat mich geflasht! Wir werden gleich mitten ins Geschehen hineingeworfen, der angekündigte Ausflug entpuppt sich als Entführung in einem Auto ohne Kennzeichen. Der Junge ahnt davon (noch) nichts, er ist völlig sorglos, da er ja seiner Kinderfrau vertraut - Spannung garantiert! Nebenbei wird genau diese Kinderfrau schon auf diesen wenigen Seiten komplex gezeichnet: sie versteht es, mit dem Jungen umzugehen, zeigt sich aber nicht immer verständnisvoll und geduldig, sie führt den Plan bislang souverän aus, verrät aber doch eine gewisse Nervosität. Auf jeden Fall ist der Text faszinierend dicht. Die Szene mit den Schwänen, die sich als Gänse entpuppen, ist etwas seltsam, lässt mich aber sofort an "Sein und Schein" denken, denn dass hinter der Fassade der höchst kultivierten Eltern nicht alles optimal läuft, kann man ebenfalls in Nebensätzen erahnen (z.B. das nicht vorhandene Klaviertalent des Jungen). Auch das Coverbild erzählt diese Metapher, es ist nicht sehr gefällig, aber man bleibt daran hängen, alleine schon, weil man merkt, dass Text und Bild nicht zusammenpassen, ich finde es gut gemacht. Sicherlich spielt die Schwan-Gans noch eine Rolle auf der Weiterfahrt, ich bin darauf so gespannt wie auf alles andere, ich erwarte Geheimnisse, Wendungen und einen differenzierten Einblick in das heutige China!