Chinas Superreiche und ihre Dienstboten
Das Kindermädchen Yu Ling plant einen Ausflug mit ihrem siebenjährigen Schützling Hu Yikuan/Kuan Kuan. Da beide Eltern abwesend sind, verspricht der Junge sich einen Tag, an dem er endlich einmal nichts lernen muss. Anders als sonst werden die Ausflügler nicht vom Chauffeur der Familie ans Ziel kutschiert, sondern von einem Bekannten Yu Lings – und die Lebensmittel, die Yu vorbereitet hat, werden für drei Tage reichen. Es kommt jedoch anders als geplant, als Qin Xinwei, der prominente Großvater des Jungen, unter Korruptionsverdacht verhaftet und der Vater zum Verhör abgeholt wird. Die Hausherrin taucht unter, das zweite Dienstmädchen Hui verschwindet und Yu Ling ist überraschend auf sich allein gestellt. Bisher in einem wie am Schnürchen organisierten Haushalt integriert, muss sie sich völlig neu orientieren. Die veruntreuten Geldbeträge, über die man munkelt, kann sie sich kaum vorstellen und die Eheschließung ihrer Arbeitgeber steht plötzlich in anderem Licht. Der Hausherr hat mit Billigung seiner ersten Frau offenbar mit Kuan Kuans Mutter Qin Wen eine zweite Ehe geschlossen, um wirtschaftliche und politische Verbindungen seines Schwiegervaters zu eigenen lukrativen Geschäften zu nutzen. Für europäische Leser:innen verblüffend, erleben wir, dass eine Ehe als Geschäft und Verpflichtung gilt, jedoch selten im Zusammenhang mit dem Begriff Liebe genannt wird. Während Kuan Kuan eine Gans von einem Tiertransport freikauft und mit ihr mitten im Wohnzimmer ein Zelt als gemeinsames Hotel bezieht, muss Yu entscheiden, ob sie den Jungen zu seinen Großeltern bringen und wie sie die Reise überhaupt bezahlen soll.
In Rückblenden erhalten wir Einblick in den Weg, auf dem Yu ohne ihre Einwilligung wie ein Gegenstand in den Haushalt der Frau Qin gelangte, weil ihre neue Herrin sie als Assistentin in ihrem Atelier begehrte – unabwendbar, weil ihre erste Familie der neuen Familie einen Gefallen schuldete. Wie eng die Verbindung zwischen Yu und Kuan Kuan sich entwickeln würde, ahnte vermutlich niemand. Vielseitig und lernwillig mehrt Yu das Ansehen ihrer Chefin gegenüber deren wichtigen Gästen, wird gering bezahlt und erlangt selbst kaum Ansehen für eine eigene Berufslaufbahn. Kollegin Hui ist überzeugt, dass Yu alles daran setzt, mit der Familie in die USA auszuwandern; denn in dieser Gesellschaftsschicht besitzt man Immobilien im Ausland, gern in verschiedenen Ländern. „Ich liebe dich“ von einer Frau ausgesprochen, kann hier bedeuten „Ich weiß, dass du Kapital im Ausland besitzt und wie du es verdient hast“. Beim Blick über Yu Lings Schulter müssen wir als Leser:innen unsere Einschätzung der Ereignisse mehrfach neu justieren und zugleich unsere gewohnte westlich geprägte Brille absetzen.
Fazit
In einem leicht grotesken Rahmen – nicht ohne Tierleid abzubilden – vereint Zhang Yueran Einblick in das Leben superreicher chinesischer Familien und ihrer Dienstboten mit hinreißend gestalteten Figuren.
In Rückblenden erhalten wir Einblick in den Weg, auf dem Yu ohne ihre Einwilligung wie ein Gegenstand in den Haushalt der Frau Qin gelangte, weil ihre neue Herrin sie als Assistentin in ihrem Atelier begehrte – unabwendbar, weil ihre erste Familie der neuen Familie einen Gefallen schuldete. Wie eng die Verbindung zwischen Yu und Kuan Kuan sich entwickeln würde, ahnte vermutlich niemand. Vielseitig und lernwillig mehrt Yu das Ansehen ihrer Chefin gegenüber deren wichtigen Gästen, wird gering bezahlt und erlangt selbst kaum Ansehen für eine eigene Berufslaufbahn. Kollegin Hui ist überzeugt, dass Yu alles daran setzt, mit der Familie in die USA auszuwandern; denn in dieser Gesellschaftsschicht besitzt man Immobilien im Ausland, gern in verschiedenen Ländern. „Ich liebe dich“ von einer Frau ausgesprochen, kann hier bedeuten „Ich weiß, dass du Kapital im Ausland besitzt und wie du es verdient hast“. Beim Blick über Yu Lings Schulter müssen wir als Leser:innen unsere Einschätzung der Ereignisse mehrfach neu justieren und zugleich unsere gewohnte westlich geprägte Brille absetzen.
Fazit
In einem leicht grotesken Rahmen – nicht ohne Tierleid abzubilden – vereint Zhang Yueran Einblick in das Leben superreicher chinesischer Familien und ihrer Dienstboten mit hinreißend gestalteten Figuren.