Ein besonderes Buch

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lucacml Avatar

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In Zhang Yuerans Roman Schwanentage steht Yu Ling im Mittelpunkt – ein Kindermädchen, das für ein wohlhabendes Ehepaar der chinesischen Elite arbeitet und sich liebevoll um deren Sohn kümmert.
Als die Unzufriedenheit über ihr eigenes Leben wächst, fasst sie einen verzweifelten Plan: Sie will den Jungen entführen – in der Hoffnung auf Lösegeld und eine bessere Zukunft. Doch bevor es dazu kommt, stürzt das Schicksal die Familie in Chaos. Der Großvater und der Vater des Jungen werden wegen Korruptionsverdachts verhaftet, die Mutter verschwindet spurlos, und Yu Ling steht plötzlich vor Entscheidungen, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das des Jungen betrifft.
Zhang Yueran erzählt diese Geschichte mit zärtlicher Beobachtungsgabe und präziser Schärfe. Sie schreibt über Klassismus, Macht und emotionale Abhängigkeit, aber auch über Zuneigung und moralische Ambivalenz.
Ich fand das Buch unglaublich kurzweilig – man taucht in diese Welt ein und möchte am Ende eigentlich gar nicht aufhören zu lesen. Vieles bleibt offen, und gerade das Ende mit dem Video auf dem USB-Stick hat mich nachdenklich und etwas ratlos zurückgelassen.
Yu Ling selbst hat mich als Figur sehr berührt – sie ist komplex, verletzlich, stark und zugleich voller Widersprüche. Ihre Beziehung zu Kuan Kuan, dem Jungen, für den sie sorgt, ist besonders: geprägt von Zärtlichkeit, Angst, Verantwortung.
Schwanentage ist ein eindringlicher Roman über Nähe und Macht und Freiheit – und über die unsichtbaren Grenzen, die Menschen durch Herkunft, Klasse und Vergangenheit voneinander trennen.