Gemischte Gefühle

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chocoball Avatar

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Nach Klappentext und Leseprobe hatte ich mir von Schwanentage etwas anderes erwartet. Der Einstieg ist spannend und direkt: Man begleitet das Kindermädchen Yu Ling und den kleinen Kuang Kuang bei einer als Ausflug getarnten Entführung. Dieser Auftakt verspricht Tempo und Dramatik, doch die Handlung nimmt bald eine ganz andere Richtung.

Der Roman lässt sich schwer einordnen: mal wirkt er wie ein Gesellschaftsdrama, mal wie eine Satire oder ein Thriller. Diese Mischung ist interessant, aber auch etwas verwirrend. Trotzdem fesselt das Buch durch seine eindrucksvolle Sprache und den Blick auf ein modernes, von Ungleichheit geprägtes China.

Besonders gelungen ist die Figur der Yu Ling – eine Frau, die zwischen Pflicht, Schuld und dem Wunsch nach Selbstbestimmung steht. Durch die Figur zeigt sich, wie Herkunft und soziale Stellung das Leben bestimmen und wie schwer es ist, sich daraus zu befreien.

Ich bin etwas unschlüssig, wie ich das Buch bewerten soll. Nach der Leseprobe dachte ich, dass sich das Buch hauptsächlich um die Entführung des Kindes drehen wird. Es ging dann aber doch in eine ganz andere Richtung. Das Buch selbst fand ich nicht schlecht, aber da ich gänzlich andere Erwartungen hatte, wurden diese natürlich nicht erfüllt. Vielleicht wäre der ursprünglich von der Autorin vorgeschlagene Titel weniger "irreführend" gewesen.