Hatte mir mehr erhofft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
the.reading.lamb Avatar

Von

Mit Feingefühl gibt die Autorin dem Handlungsverlauf immer mal wieder eine neue Richtung oder pflicht Geschehnisse ein, die unseren Blick verändern.

Yu Ling ist das Kindermädchen in einer sehr wohlhabenden Familie. Viel besitzt sie nicht. Um das zu ändern, beschließt sie, ihren Schützling Kuan Kuan zu entführen, damit sie mit dem erhofften Lösegeld ihre Träume verwirklichen kann. So richtig geht dieser Plan allerdings nicht auf. Die Eltern des Jungen sind nämlich nicht mehr zu erreichen. Plötzlich erscheinen ihre Gesichter in sämtlichen Nachrichten: Haftbefehl wegen krimineller Machenschaften.

Mir hat sehr gefallen, wie Zhang Yueran die Nervosität von Yu Ling spürbar macht, als sie ihren Entführungsplan beginnt, in die Tat umzusetzen. Dieses Unbehagen im Wissen, hier gerade eine Straftat begehen zu wollen, kommt sehr gut rüber.

Auch die Verbindung zwischen ihr und dem Jungen wirkt von beiden Seiten sehr vertraut. Man spürt, wie sehr sie dem Jungen am Herzen liegt.

Das Ende hat mich mit einer leichten Unzufriedenheit zurückgelassen. Aber irgendwie glaube ich, dass diese Geschichte auch gar nicht den Anspruch hat, alle Unklarheiten zu beseitigen. Es geht viel mehr um das aufopfernde Verhalten von Yu Ling.

Es gab mehrere Momente, in denen es sich angefühlt hat, als würde die “Intensität” raus sein. Da die Geschichte direkt mit der Entführung beginnt, ist das Tempo zunächst leicht erhöht. Im weiteren Verlauf bleibt es hingegen gemächlich.

Die Autorin trifft einen klaren und ruhigen Erzählton. Man erhält einen minimal angedeuteten Einblick in die Thematiken “Sohn vs. Tochter”, Stellungen und ungleichen Aufstiegschancen. Diese Themen schwingen am Rande mit, bzw. werden kurz indirekt erwähnt, sind aber nicht Hauptthema.

Der Roman war durch seine ruhige Art entspannt zu lesen. In den Bann gezogen hat er mich jedoch nicht so richtig.