Schonungslos ehrlich und berührend!
»Schwanentage« ist ein schonungslos ehrlicher und dabei berührender Roman, der Lesende durch die Perspektive des Kindermädchens Yu Ling tief in die sozialen und Machtverhältnisse der chinesischen Gesellschaft blicken lässt. Am Beispiel ihres Dienstverhältnisses zeigt Zhang Yueran eindrücklich wie Klassismus nicht nur Ressourcen und Lebensumstände, sondern auch Identität, Wahrnehmung und Handlungsspielraum prägen kann.
Yu Ling lebt in klar definierten Grenzen: sie versorgt ein Kind der Elite und kennt die intimsten Geheimnisse seiner Familie – bleibt jedoch stets außen vor; als moderne Dienerin besitzt sie wenig Zugang zu den Privilegien, die Luxus und Macht ihren Arbeitgeber:innen bieten. Ihr Denken und Handeln (selbst Träume oder Wünsche) sind von ihrer sozialschwächeren Herkunft und der daraus resultierenden Abhängigkeit geprägt. Gesellschaftlicher Aufstieg ist in den starren Hierarchien der chinesischen Gesellschaft kaum möglich, wie sie weiß, und nicht selten werden vorhandene Privilegien durch Korruption gesichert. Auch Yu Ling möchte sich endlich einen Vorteil verschaffen und plant die Entführung ihres Zöglings. Als jedoch der Vater und Großvater des Jungen überraschend verhaftet werden, und auch seine Mutter scheinbar spurlos verschwindet, verschiebt sich die Macht des Kindermädchens – anders als geplant – zu Ungunsten der Verantwortung. Jetzt muss sie weitreichende Entscheidungen für sich und den Jungen treffen …
Zhang Yuerans Sprache ist leise, direkt und unaufdringlich, beinahe sachlich. Sie verzichtet auf Poesie und Euphemismen, und lässt die Untertöne gesellschaftlicher Ungleichheit stattdessen durch die Sprache des Alltäglichen wirken. Der Fokus liegt immer auf Yu Ling, sie zeigt den Lesenden ihr Leben, ihre Welt: wie sie sieht, wie sie sich verhält, wie sie behandelt wird. Die Kritik der Machtverhältnisse zeigt sich nur in diesem Subtext, ist so aber nicht weniger deutlich oder eindrücklich. Und auch am Ende bleibt »Schwanentage« keine Geschichte mit klarer Auflösung, sondern ein Appell zum Nachdenken über die stillen Mechanismen von Klassismus – wie sie wirken, wie sie Menschen formen, wie sie unsichtbar bleiben, bis jemand gezwungen wird, über sie zu reflektieren. Leseempfehlung!
Yu Ling lebt in klar definierten Grenzen: sie versorgt ein Kind der Elite und kennt die intimsten Geheimnisse seiner Familie – bleibt jedoch stets außen vor; als moderne Dienerin besitzt sie wenig Zugang zu den Privilegien, die Luxus und Macht ihren Arbeitgeber:innen bieten. Ihr Denken und Handeln (selbst Träume oder Wünsche) sind von ihrer sozialschwächeren Herkunft und der daraus resultierenden Abhängigkeit geprägt. Gesellschaftlicher Aufstieg ist in den starren Hierarchien der chinesischen Gesellschaft kaum möglich, wie sie weiß, und nicht selten werden vorhandene Privilegien durch Korruption gesichert. Auch Yu Ling möchte sich endlich einen Vorteil verschaffen und plant die Entführung ihres Zöglings. Als jedoch der Vater und Großvater des Jungen überraschend verhaftet werden, und auch seine Mutter scheinbar spurlos verschwindet, verschiebt sich die Macht des Kindermädchens – anders als geplant – zu Ungunsten der Verantwortung. Jetzt muss sie weitreichende Entscheidungen für sich und den Jungen treffen …
Zhang Yuerans Sprache ist leise, direkt und unaufdringlich, beinahe sachlich. Sie verzichtet auf Poesie und Euphemismen, und lässt die Untertöne gesellschaftlicher Ungleichheit stattdessen durch die Sprache des Alltäglichen wirken. Der Fokus liegt immer auf Yu Ling, sie zeigt den Lesenden ihr Leben, ihre Welt: wie sie sieht, wie sie sich verhält, wie sie behandelt wird. Die Kritik der Machtverhältnisse zeigt sich nur in diesem Subtext, ist so aber nicht weniger deutlich oder eindrücklich. Und auch am Ende bleibt »Schwanentage« keine Geschichte mit klarer Auflösung, sondern ein Appell zum Nachdenken über die stillen Mechanismen von Klassismus – wie sie wirken, wie sie Menschen formen, wie sie unsichtbar bleiben, bis jemand gezwungen wird, über sie zu reflektieren. Leseempfehlung!