Schwan oder Gans? Opfer oder Täter? Krimi oder Gesellschaftskritik oder Realsatire?
Wieder mal so ein Buch, bei dem ich mir nach Klappentext und Leseprobe etwas anderes vorgestellt hatte. Der Einstieg in die Story ist direkt und fulminant: schon nach wenigen Seiten sitzt man mit dem Kindermädchen Yu Ling und ihrem Schützling Kuan Kuang bei einem dubiosen Fahrer in einem kennzeichenlosen Auto, um eine als Frühlingsausflug getarnte Kindesentführung mitzuerleben. Bald gesellt sich auch noch eine Gans dazu, die Kuang Kuang so falsch wie begeistert als Schwan identifiziert. Diese Grundkonstellation schürte in mir die Erwartung eines chinesischen Roadmovies, um dann etwas enttäuscht festzustellen, dass die Reise schon nach kurzer Zeit vorbei ist.
Wie die Autorin im Nachwort erläutert, lautet der Titel dieses Romans im Original „Schwanenhotel“; das hätte wohl besser gepasst und mich gedanklich weniger in die Irre geführt.
Wo wir schon beim Thema sind: lange bleibt unklar, in welche Richtung sich dieser Roman entwickelt. Zu Beginn noch ein als Krimi getarnter Gesellschaftsroman, dann zu Drama tendierend, ein bisschen Realsatire und schließlich noch Thrillerelemente… - was lese ich hier eigentlich?! Dieser etwas wirre Eindruck zauberte mir mehr Fragezeichen als Freude ins Gesicht, genauso wie einige Ungereimtheiten im Plot.
Darüber hinweggesehen ist „Schwanentage“ ein unterhaltsames Buch, das gleichzeitig gesellschaftskritische Fragen aufwirft und aufschlussreiche Blicke in das moderne China zulässt. Sprachlich ist es wunderbar bildreich und plastisch gehalten, was wohl auch an der vorzüglichen Übersetzung von Karin Betz liegt.
Der für mich größte Pluspunkt dieses Romans liegt in meinen Augen jedoch in der vielschichtig gezeichneten Hauptfigur, die man tatsächlich gerne Heldin nennen möchte, obwohl sie über keine Superkräfte verfügt. Yu Ling tut eigentlich nur ihre Pflicht, und sie tut sie manchmal sogar nur widerwillig. Doch genau das macht sie nahbar. Sie vereint die vielen Widersprüchlichkeiten des Lebens in sich: kann ein Opfer selbst Täter werden? Wo hört die Selbstaufgabe auf, wo fängt die Selbstfürsorge an?
Obwohl dieses Buch über weite Teile nur einen ruckeligen Spannungsbogen halten kann, wartet es mit einem furiosen Showdown auf, der mich am Ende nochmals positiv überraschen konnte.
Alles in allem eine nicht ganz runde, aber empfehlenswerte Lektüre, an die man am besten ohne falsche Klappentext- oder Genreerwartungen herangeht. Für mich 3,5 Sterne.
Wie die Autorin im Nachwort erläutert, lautet der Titel dieses Romans im Original „Schwanenhotel“; das hätte wohl besser gepasst und mich gedanklich weniger in die Irre geführt.
Wo wir schon beim Thema sind: lange bleibt unklar, in welche Richtung sich dieser Roman entwickelt. Zu Beginn noch ein als Krimi getarnter Gesellschaftsroman, dann zu Drama tendierend, ein bisschen Realsatire und schließlich noch Thrillerelemente… - was lese ich hier eigentlich?! Dieser etwas wirre Eindruck zauberte mir mehr Fragezeichen als Freude ins Gesicht, genauso wie einige Ungereimtheiten im Plot.
Darüber hinweggesehen ist „Schwanentage“ ein unterhaltsames Buch, das gleichzeitig gesellschaftskritische Fragen aufwirft und aufschlussreiche Blicke in das moderne China zulässt. Sprachlich ist es wunderbar bildreich und plastisch gehalten, was wohl auch an der vorzüglichen Übersetzung von Karin Betz liegt.
Der für mich größte Pluspunkt dieses Romans liegt in meinen Augen jedoch in der vielschichtig gezeichneten Hauptfigur, die man tatsächlich gerne Heldin nennen möchte, obwohl sie über keine Superkräfte verfügt. Yu Ling tut eigentlich nur ihre Pflicht, und sie tut sie manchmal sogar nur widerwillig. Doch genau das macht sie nahbar. Sie vereint die vielen Widersprüchlichkeiten des Lebens in sich: kann ein Opfer selbst Täter werden? Wo hört die Selbstaufgabe auf, wo fängt die Selbstfürsorge an?
Obwohl dieses Buch über weite Teile nur einen ruckeligen Spannungsbogen halten kann, wartet es mit einem furiosen Showdown auf, der mich am Ende nochmals positiv überraschen konnte.
Alles in allem eine nicht ganz runde, aber empfehlenswerte Lektüre, an die man am besten ohne falsche Klappentext- oder Genreerwartungen herangeht. Für mich 3,5 Sterne.